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Vermessungstechnikerin, die das Hohe Haus ausmisst: Elke Achleitner.

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Wenn sie als Nationalratsabgeordnete etwa hört: "Ihr tut's eh nichts als Zeitung lesen", hält sie das nicht für gerechtfertigt, denn "von der Arbeit im Hintergrund sieht man von außen überhaupt nichts".

Daher soll hier auch nicht der Eindruck entstehen, nur weil sie hinten sitze, sei sie unbeteiligt. Im Gegenteil: Der braune Ledersessel, den sie neben Parteifreund Markus Fauland seit Dezember 2002 eingenommen hat, steht in direkter Fluchtlinie - und damit Aug' in Aug' - mit dem Präsidenten. Elke Achleitner hat damit im Plenum des Nationalrats einen guten Überblick.

Nicht nur im Nationalrat. Als Leiterin der Abteilung Geodatenmanagement im Magistrat Linz ist die Vermessungsingenieurin die Vorgesetzte von 10 Herren, für die erst einmal "Einfühlungsvermögen" entwickelt werden musste. Davor war sie Universitätsassistentin an der TU Wien und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität der Bundeswehr in München.

Die Uni-Karriere wurde zugunsten von Vermessungstechnik und Politik ausgebremst. Ebenso die Familie.

Achleitner ist ledig und kinderlos und pendelt seit zwei Jahren wöchentlich die Route Ried-Linz-Wien. In Ried im Innkreis, wo sie geboren ist, lebt sie auch heute. An diesem Ort ist der Grundstein für ihre politische Gesinnung gelegt worden: "Ich komme aus einer freiheitlichen Familie", sagt Achleitner, deren Vater es bis zum Rieder Vizebürgermeister gebracht hat.

Mit 33 Jahren hat sie dann gemäß ihrem Motto "Nicht jammern, sondern tun" im Bauausschuss des Gemeinderates angefangen, selbst politisch aktiv zu werden. Dass sie es einmal bis in den Nationalrat schaffen würde, war nicht geplant. "Mein Ziel ist nicht eine konkrete Funktion, sondern mein Ziel ist es, etwas umzusetzen." Allerdings gäbe es da die Vision, "die erste Bürgermeisterin in Ried zu sein", gesteht sie.

Und vorbereitet ist die FP-Politikerin für alles, denn "ich würde mich nie für eine Funktion verwehren". Auch wenn es manchmal Mut kostet. Die erste Rede im Parlament war selbst für die Hörsaal-geprüfte Akademikerin "ein ganz eigenes Gefühl". Heute, 38 Reden später, empfindet sie es eher als "unangenehm", vor leeren Rängen zu sprechen. Zwischenrufe irritieren sie nicht, und umgekehrt bringt auch sie niemanden aus der Ruhe: "Von dort hinten hört man eh nichts."

Bei ihren fünf Ausschussmitgliedschaften (Menschenrechte, Wissenschaft und Forschung, Gleichbehandlung, Umwelt, Verkehr) hat Achleitner keine Probleme, sich im Ganglabyrinth des Parlaments zurechtzufinden. Aber das war ohnehin nicht anders zu erwarten: "Durch meinen Beruf habe ich ein räumliches Vorstellungsvermögen." (DER STANDARD, Printausgabe, 27.9.2004)