Im Grunde braucht jetzt niemand so zu tun, als käme das überraschend. Schon im September 1998 warnte der damalige Wiener Stadtschulratspräsident Kurt Scholz im STANDARD: die Umzugspläne des Parlaments in das Ringstraßenpalais Epstein seien "millionenschwere Eulenspiegeleien zulasten der Steuerzahler". Gerade er musste es wissen - schließlich ist ja der Wiener Stadtschulrat aus gutem Grund aus diesem Gebäude ausgezogen - und nicht, weil Übersiedeln so Spaß macht."Haus der Toleranz"

Solches wollten die Parlamentarier allerdings nicht hören, wussten es natürlich besser, verschlossen sich auch allen anderen Warnungen, etwa jenen von Leon Zelman, dem Leiter des Jewish Welcome Service, der unermüdlich für seine Idee, ein "Haus der Toleranz" im Epstein, gekämpft hatte.

Allen voran verschloss sich einer all diesen Argumenten: Der damalige Nationalratspräsident und jetzige Bundespräsident Heinz Fischer. Er beharrte stur auf dem Epstein als Parlamentsdependance; das sei so beschlossen - aus. Man wolle doch all die verstreut angemieteten Parlamentsbüros zusammenführen.

Nutzbare Fläche ist kleiner als bisher

Jetzt bestätigt sich: Die für Büros nutzbare Fläche im Epstein ist kleiner als jene, die derzeit in der ebenfalls nahe gelegenen Schenkenstraße angemietet ist. Dafür ist das Epstein dann auch teurer - zahlte man bisher in der "Schenke" 22,40 Euro pro Quadratmeter, so sind es künftig 24 Euro im Epstein. Und zu diesem "Grundpreis" kommen noch neun Jahre lang acht Euro pro Quadratmeter als Renovierungsbeitrag. Schließlich musste das Palais ja um Unsummen erst saniert und adaptiert werden.

All das kann jene nicht trösten, die sich bisher vergeblich für die Einrichtung eines Hauses eingesetzt haben, in dem endlich die jüngere Geschichte Österreichs adäquat aufgearbeitet werden kann. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD Printausgabe 1.10.2004)