Franz Hartl: "Es fließt mehr privates Kapital. Mit einer verbesserten Ertragslage könnte die Steigerung des Eigenkapitals nicht begründet werden."

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Wien - Obwohl die Eigenkapitalausstattung vieler Klein-und Mittelbetriebe (KMUs) noch immer armselig ist, zeichnet sich da und dort eine langsame Besserung ab. Immer mehr Betriebe versuchen, ihr Bilanzbild nachhaltig aufzupolieren, registriert Franz Hartl, Direktor der Österreichischen Tourismusbank (ÖHT) im Gespräch mit dem STANDARD.

Angst

Der Banker macht vor allem die neuen Eigenkapitalvorschriften für Banken (Basel II) und die daraus resultierende Angst der Betriebe vor härteren Kreditbandagen für diese Bestrebungen verantwortlich. Was nicht verwundert, da die Eigenkapitalquote eine der wesentlichen Kennzahlen bei der Beurteilung des Kreditrisikos ist. Am Beispiel der ÖHT-eigenen Klientel bedeute dies "eine erstmals bessere Eigenkapitalausstattung von minus 1,5 Prozent bei den Häusern der gehobenen Hotellerie". Im Vergleich dazu lag dieser Wert vor drei Jahren noch bei minus neun Prozent. Diese Steigerung kann aber nicht mit einer augenfällig besseren Ertragslage begründet werden; ein Faktum, dass sich im übrigen nicht auf die Fremdenverkehrsbranche allein beschränke, sondern auch in anderen Sparten registriert wird.

Da die Steuerbefreiung des Eigenkapitalzuwachses erst im heurigen und in den folgenden Bilanzjahren schlagend wird, könne auch dies noch nicht maßgeblich für die sich abzeichnende leichte Besserung verantwortlich sein, so der ÖHT-Direktor.

Für ihn ist deshalb nahe liegend, dass hier "stark privates Kapital eingebracht wird." Eigenkapitalstärkende Maßnahmen seien zudem durch die Möglichkeit der steuerfreien Schenkung von Sparbüchern erleichtert worden. Diese "Amnestie" habe vieles ins Rollen gebracht, heißt es.

Umwandlung privater Darlehen

Als Kapitalquelle wird auch die Umwandlung von privaten Darlehen in Eigenkapital genannt. Außerdem würden nun Investitionen, die in der Vergangenheit - um Ertragssteuer zu vermeiden - eher als Reparaturen dargestellt wurden, verstärkt aktiviert.

Und nobel ausgedrückt: Die Entnahmen würden vermehrt "besser an die wirkliche Leistungsfähigkeit des Unternehmens angepasst."

Peter Voithofer, stellvertretender Direktor der KMU Forschung Austria, stellt auf Anfrage jedenfalls fest, "dass nach den Großunternehmen nun auch immer mehr Klein- und Mittelbetriebe von den Banken dazu motiviert werden, ihre Bilanzen rascher zu erstellen." Dies deshalb, weil sich die Geldinstitute mit Blick auf Basel II ihr Portfolio noch besser anschauen. Laut einer von der Wirtschaftskammer in Auftrag gegebenen aktuellen market-Umfrage haben Bankinstitute bei zwölf Prozent der in den letzten zwölf Monaten abgelehnten oder verteuerten Kredite dies mit Basel-II-Vorgaben begründet. Bei jenen Unternehmen hingegen, die sich von den Kreditgebern gut behandelt fühlten, denen also ein Neukredit oder eine Kreditausweitung gewährt oder die Zinsen unverändert blieben bzw. gesenkt wurden, war für die Banken neben der Unternehmensstrategie und den Managementqualitäten, die Eigenkapitalquote primär ausschlaggebend. (Monika Bachhofer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.10.2004)