TAMPONS: Sie versprechen diskreten Schutz und die große Freiheit während der so genannten kritischen Tage im weiblichen Zyklus. Teta Fuchs hat getestet, was die modernen Monatshygieneartikel wirklich können und wie sie sich voneinander unterscheiden.

Den Wunsch zu äußern, als Tampon wiedergeboren zu werden, um der Geliebten an intimer Stelle möglichst nah zu sein, ist zweifellos eine ungewöhnliche Liebeserklärung – und ein weiterer Beweis dafür, dass die britischen Royals anders sind als die "Normalsterblichen". Umgekehrt hegen wohl auch die wenigsten Frauen zärtliche Gefühle für ihren Tampon. Dass – zumindest in der westlichen Welt – die meisten ihn aber schätzen und sich ein Leben ohne ihn nur schwer vorstellen können, ist unumstritten. Denn ihm verdanken sie ein normales Leben auch an den so genannten kritischen Tagen. Die Fernsehwerbung verspricht anschaulich die große Freiheit, wie aus einem Kinderwitz hervorgeht:

Der Vater zu seinem fünfjährigen Sprössling: "Was wünscht du dir zum Geburtstag?" "Einen Tampon." "Weißt du überhaupt, was das ist?" "Nein, aber im Fernsehen sagen sie, damit kann man reiten, schwimmen, Rad fahren . . ."

Tatsächlich ist Sport ohne innerlich getragenen Monatsschutz wesentlich unbequemer und unsicherer als mit einem Tampon. Und wenn auch vor 4000 Jahren Sport nicht im Vordergrund gestanden sein mag, so gab es doch schon damals erfindungsreiche Frauen, die aus Blättern und Naturfasern die Vorläufer der heutigen Tampons bastelten. Die alten Ägypterinnen griffen zu aufgeweichtem Papyrus, Hippokrates beschrieb ein Modell aus Mull mit einem Holzstäbchen in der Mitte, in Rom verwendete frau eine kleine Wolle-Rolle. Wie wenig hygienisch und sicher diese frühen Tampons waren, liegt auf der Hand.

Um den Ruhm, den ersten "modernen" Tampon entwickelt zu haben, streiten sich zwei Firmen: 1929 ließ der US-Mediziner Earle Haas seinen Tampon mit Applikator patentieren, den Gertrude Tendrich unter dem Produktnamen Tampax verkaufte, und 1930 brachte die US-Firma Kotex ein Zellulose-Baumwollröllchen ohne Band namens fax auf den Markt.

Nach Deutschland kam der Tampon erst in den Vierzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts, als sich zwei deutsche Unternehmer – inspiriert von einem Tampon-Inserat in einer US-Zeitschrift – mit der Gynäkologin Judith Esse zusammentaten und den Klassiker o.b. (Akronym für "ohne Binde") entwickelten. Heute werden allein in Deutschland knapp zwei Milliarden Tampons jährlich verkauft.

Die Kriterien

Getestet wurden jeweils Tampons der Größe "normal", das heißt solche, die auf der Verpackung mit drei Tropfen und einem Saugvolumen von 9-12 g ausgewiesen sind. Von der ersten Überlegung, die größtmögliche Saugfähigkeit zu recherchieren, haben die Testerinnen rasch Abstand genommen: Seit in den USA die – sehr seltene – Bakterieninfektion TSS (Toxic Shock Syndrom) auftrat, werden Tampons gezielt so produziert, dass sie nicht mehr als eine limitierte, der Tampongröße entsprechend genormte Flüssigkeitsmenge aufnehmen. Stattdessen stellte das Testteam die Frage nach Anwenderfreundlichkeit (Wie leicht ist die Zellophanhülle mit frisch gewaschenen, leicht feuchten Händen zu öffnen? Wie trägt sich das gute Stück?), Konsistenz und Form der Tampons. In der Beurteilung spielte letztlich auch der Preis eine Rolle, da das teuerste Produkt um über 170 Prozent mehr kostete als der billigste Mitbewerber.



Die Ergebnisse

Der Klassiker: o.b.
16 Stk. bei bipa um 2,19 €
Es hat meist seine Gründe, wenn ein Markenname zum Synonym für ein Produkt wird – so wie es bei o.b. der Fall ist. Der deutsche Urtampon, heute im Besitz von Johnson & Johnson, wurde vor rund 60 Jahren entwickelt und seither laufend verbessert. So ist er derzeit der Einzige auf dem heimischen Markt, dessen schräg verlaufende Rillen einen zusätzlichen Schutz vor Flüssigkeitsverlust bieten. Auch die Produktpalette wurde laufend erweitert und bietet heute mit acht Modellen (davon zwei mit Applikator) die größte Auswahl auf dem europäischen Markt. Der Beipacktext ist bei o.b. so ausführlich wie bei keinem anderen Hersteller. Die Zellophanhülle lässt sich leicht öffnen, die Konsistenz des Wattepfropfens ist fest genug für ein problemloses Einführen, gibt aber bei Fingerdruck leicht nach – das verspricht und hält optimalen Tragekomfort. Die Oberfläche fusselt weder vor noch nach Gebrauch, das Rückholbändchen ist länger als die der meisten Mitbewerber, und im Formtest behielt o.b. als einziger Kandidat seine ursprüngliche Form, weil er nach allen Seiten gleichmäßig aufquoll. Einziger Schönheitsfehler dieses Produktes ist sein Preis: 13,7 Cent pro Tampon.
9,2 Punkte

Der Diskonter: Cresta
64 Stk. bei Hofer um 2,99 €
Der Tampon des Diskonters ist ein Beweis dafür, dass nicht nur bekannte Marken hochwertige Qualität liefern können. Die Zellophanhülle lässt sich relativ leicht öffnen, Konsistenz und Oberfläche des Tampons bewerteten die Testerinnen als "gut". Der Tragekomfort wurde als "nicht zu spüren" gelobt. Als Einziger saugte Cresta die – bei allen Kandidaten gleiche – Flüssigkeitsmenge nicht gleichmäßig in das ganze Gewebe, sondern ließ das hinterste Stück weit gehend trocken, was die Jury "zumindest psychologisch" als zusätzlichen Auslaufschutz betrachtete. In Kombination mit der keulenartigen Form in voll gesogenem Zustand wird allerdings das Entfernen des Tampons etwas erschwert. Bei einem Stückpreis von 4,7 Cent sieht frau Cresta auch nach, dass die kleinste Packung 64 Tampons beinhaltet.
8,8 Punkte

Der Durchschnittliche: Senta
16 Stk. bei Merkur um 1,45 €
Das von der österreichischen Firma Rauscher hergestellte Modell Senta liegt in jeder Hinsicht im Mittelfeld: Sowohl für die Handhabung beim Öffnen als auch für Oberfläche und Konsistenz vergaben die Testerinnen Durchschnittsnoten. Ein kleines Plus gab's für die in zwanzig (!) Sprachen abgefasste Bedienungsanleitung, ein kleines Minus für die merkwürdige Form, die dank einer horizontalen Rille knapp unter der Spitze in voll gesogenem Zustand einen "Schwammerllook" annimmt. Mit 9 Cent pro Tampon liegt dieser Kandidat auch preislich im Mittelfeld.
8,4 Punkte

Der Fasrige: Lauranda
80 Stk. bei Zielpunkt um 3,69 €
Mit 4,6 Cent pro Stück hält Lauranda den Preisrekord im STANDARD-Test, dafür muss frau allerdings zu einer 80-Stück-Packung greifen. Zu öffnen ist dieser Kandidat "superleicht", sein Rückholbändchen ist ebenso lang wie das des Testsiegers, der Tragekomfort ebenso vergleichbar. Angesichts der als "fest und glatt" empfundenen Oberfläche wunderten sich die Testerinnen, dass das Gewebe trotz der üblichen Zellstoffvliesumhüllung sichtbar ausfaserte. Dieser Umstand wird durch die konische Formentwicklung (das dicke Ende an der Spitze) bei der Flüssigkeitsaufnahme und beim Entfernen des Tampons verstärkt. Bonuspunkte gab's für den ausführlichen Beipackzettel, der überdies in erfreulich lesbarer Schriftgröße gehalten ist.
7,6 Punkte

Der Schwierige: Clever
64 Stk. bei Billa um 2,99 €
Die Rewe-Eigenmarke enttäuschte die Testerinnen schon beim Versuch, das Zellophan aufzureißen. "Das nervt", schimpfte eine Jurorin, als ihr das türkise Streifchen immer wieder aus den feuchten Fingern glitt und in weiterer Folge die durchsichtigen Ober- und Unterteile kaum abzuziehen waren. Oberfläche und Tragekomfort wurden als "durchschnittlich gut" beurteilt, die (voll gesogene) Form hingegen löste Verwunderung aus: "Der sieht ja aus wie ein Regenschirm", kommentierte eine Testerin die sich an der Spitze plötzlich verbreiternde Silhouette des Tampons. Da auch dieser Kandidat nach rund zehn Minuten in der Flüssigkeit auszufasern begann und das relativ kurze Rückholbändchen eher seitlich als mittig im Tampon verankert ist, was das Entfernen erschwert, landete Clever trotz des exzellenten Preises von 4,7 Cent pro Stück nur im unteren Drittel der Bewertungsskala.
7,0 Punkte
(DER STANDARD, Printausgabe vom 9./10.10.2004)