Graz - Wer krank ist, hat ein Problem - wer in Österreich krank und der deutschen Sprache nicht mächtig, hat dieser viele: "Es gibt nach wie vor Barrieren sprachlicher und kultureller, aber auch religiöser Art", weiß Wolfgang Gulis vom Grazer Flüchtlingshilfe-Verein "Zebra". Das reicht von Verständnisschwierigkeiten in Praxen und Ambulanzen über die Scham muslimischer Frauen, sich von fremden Ärzten untersuchen zu lassen, bis zu Vorurteilen behandelnder MedizinerInnen und Servicestellen. Eine Grazer Tagung am 19. Oktober will beleuchten, was interkulturell geschulte Coaches mit Migrationshintergrund in diesem Bereich bewirken könnten.

MigrantInnen als "Gesundheitsmultiplikatoren"

"Es gilt Strategien zu entwickeln, die die Defizite der öffentlichen Hand kompensieren", so Gulis. Das Projekt des Vereins "Zebra" hat sich dieser Problematik gewidmet und in mehreren Ausbildungsgängen im Rahmen eines EU-geförderten Projektes MigrantInnen zu "Gesundheitsmultiplikatoren" ausgebildet. Sie sollten vorerst in den eigenen Gemeinschaften die Stellung einer/s ehrenamtlichen Helferin/s einnehmen, um eine Navigation durch das oft undurchsichtige Gesundheitssystem zu erleichtern, bei Ärztin/Arztbesuchen dolmetschen oder schlicht Aufklärungsarbeit im Gesundheitsbereich leisten.

Vorbereitung

Im Vorjahr wurden 14 Personen aus u.a. Ägypten, Ghana, Irak, Iran, der Türkei und Tschetschenien zu interkulturell kompetenten Coaches ausgebildet, die in den Gesundheitsorganisationen aktiv werden: Konfliktmanagement, Kommunikations- und Reflexionsfähigkeit sowie Wissen im präventiven und gesundheitsfördernden Bereich waren Schwerpunkte der Fortbildung. In den vergangenen Monaten erfolgte wiederum im Rahmen von Pilotprojekten der erste Einsatz in der Praxis in der steirischen GKK in Graz, dem Kurbad Eisenkappel in Kärnten und im SOS Clearing House Salzburg - eine Anlaufstelle für minderjährige Flüchtlinge. Dabei wurden auch Vorschläge erarbeitet, wie die Institutionen den Bedürfnissen von Migranten besser entsprechen könnten.

Gutes Gesprächsklima

"Die Aufnahme und das Interesse unserer Coaches war generell sehr gut", so Gulis. Die Zusammenarbeit sei in gegenseitiges Lernen gemündet. Am Ende standen Berichte mit Vorschlägen von Seiten der Coaches, die zum Teil auch bereits umgesetzt wurden. Im Fall der GKK sei "auf Grund der Größe der Organisation" bisher noch keine Umsetzung möglich gewesen. "Wir haben aber ein gutes Gesprächsklima und sind hoffnungsfroh, dass es zu Umsetzungen im Sinne der Migranten kommen wird", so Gulis. (APA)