Catherine Sauvat, Jean-Luc Manaud:
Isabelle Eberhardt - Abenteuer in der Wüste
Gerstenberg 2004
168 Seiten
zahlreiche Abbildungen
ISBN: 3806729220
Euro 35
Foto: Buchcover/Gerstenberg
"Ja, ich liebe meine Sahara, ich liebe sie mit einer dunklen, geheimnisvollen, tiefen, unerklärlichen, aber durchaus wirklichen und unzerstörbaren Liebe." Diese Aussage stammt von Isabelle Eberhardt, einer außergewöhnlichen Frau, was Selbstbestimmung und Freiheitsliebe anbelangt. Isabelle Eberhardt, Tochter einer russischen Aristokratin, aufgewachsen mit den Lehren eines anarchistischen Stiefvaters, wird Ende des 19. Jahrhunderts in Genf geboren.

Die damalige Begeisterung der europäischen Intellektuellen für die orientalischen Länder erfasst auch sie. Isabelle tritt zum islamischen Glauben über, erlernt u.a. die arabische Sprache und Kultur und im Alter von 20 Jahren reiste sie 1897 mit ihrer Mutter – die sie sehr liebte und die in ihrem Werk auch immer wieder auftaucht - nach Algier und begann dort nach deren Tod ein abenteuerliches Nomadinnenleben.

Bis 1904 – sieben Jahre lang - erkundet sie, meist in landesüblicher sogenannter Männerkleidung (Gandoura und Burnus), das noch weitgehend unerforschte Nordafrika. Sie gab sich Männernamen, wurde in die religiöse Bruderschaft der Kadriya aufgenommen, die eigentlich Männern vorbehalten war, trank, rauchte (und nicht nur Nikotinzigaretten) und unterhielt offene Liebschaften mit Frauen und Männern, wie es sich zu jener Zeit so gar nicht für Frauen schickte.

Im Jahr 1901 überlebte Isabelle Eberhardt ein Attentat, dessen wahre Hintergründe bis heute im Dunkeln blieben. Der Attentäter begründete seinen Angriff, dass diese sich frevelhaft verhalte, indem sie lebe wie ein Mann; vermutet wurden jedoch politische Motive, denn Isabelle Eberhardt nahm sich in Bezug auf das Vorgehen der französischen Kolonialmacht in ihren kämpferischen Reportagen kein Blatt vor den Mund.

Noch im selben Jahr wurde die Abenteurerin, die für viele eine ständige Provokation darstellte, des Landes verwiesen. Isabelle Eberhardt heiratete Slimène Ehnni - der ihr ein verständnisvoller Gefährte, wenngleich meist fern von ihr, war – und konnte als "Ehefrau" wieder zurückkehren. 1904 starb sie nach einem Wolkenbruch in ihrer Hütte - sie ertrank paradoxerweise in der Wüste.

Das Werk Isabelle Eberhardts umfasst detaillierte Reiseberichte (auch mit Zeichnungen) sowie Reportagen, die in Zeitungen erschienen und gefühlvolle Romane und Erzählungen, Briefe und Tagebücher, die unter dem Titel "Sandmeere I und II" erschienen sind. In ihren Texten zeichnet Isabelle ein einfühlsames Bild der Menschen und beschrieb die Wüste mit einer "unbeschreiblichen Sanftheit".

Gestützt auf den Nachlass zeichnet Catherine Sauvat in "Abenteuer in der Wüste" dieses ungewöhnliche Leben sehr fein und ausgewählt nach. Historische Aufnahmen und die aktuellen Bilder von Jean-Luc Manaud machen die Einzigartigkeit der Sahara, ihrer Städte und Oasen und ihrer BewohnerInnen spürbar, in der Eberhardt so zu Hause und doch eine Fremde war. Ein wahrlich schönes Bilderbuch über das Leben einer ganz besondern Frau ist hier gelungen.