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Der Kanzler

nennt es immer sein "bewährtes Team", aber ist es das wirklich? Eine Analyse zeigt: Wolfgang Schüssels Führungsmannschaft ist männlich, alt (im Schnitt 52 Jahre) - und ganz und gar nicht frei von "Problemkindern".

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Der Vergleich ist bewusst gewählt. Wenn Kanzler Wolfgang Schüssel von seinem Regierungsteam spricht, klingt er oft wie ein Patriarch, der seine Schutzbefohlenen adressiert. Die Partei wird zur "Familie", die Minister zu Brüdern und Schwestern.

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Mit der Bestellung von Außenministerin Ursula Plassnik hat Schüssel einmal mehr gezeigt, worauf er in seinem Team Wert legt: auf Loyalität , Beständigkeit und auf langjährige Arbeitserfahrung. "Vertrauen ist für uns das Wichtigste", bestätigt ein enger Schüssel-Vertrauter. Rochaden vermeidet er - und so wird Schüssel aus heutiger Sicht mit dem gleichen Regierungsteam in den Wahlkampf ziehen, die neben ihm auf der Regierungsbank sitzen.

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Auch Generalsekretär Reinhold Lopatka hat sein Bild des schwarzen Teams: Regelmäßig lässt er die Imagewerte der ÖVP-Ressortchefs abfragen.

Aus den Ergebnissen erstellt er eine Art "politischen Marktplatz": Nationalratspräsident Andreas Khol steht etwa als Angebot für die traditionellen Wähler, Umweltminister Josef Pröll als Angebot an junge, urbane Wählerschichten. Problemfelder (und die dazugehörigen Persönlichkeiten) zeigt Lopatkas Marktplatz aber auch: "Der urbane Bereich ist sicher eine der größten Herausforderungen für uns", formuliert Lopatka es bewusst positiv.

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Mit der 62-jährigen Bildungsministerin Elisabeth Gehrer ist das dynamische Universitätsthema etwa schlecht abgedeckt. Auch die Performance von Frauen- und Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat lässt zu wünschen übrig. Schüssels wichtigster Verbündete sitzt nicht auf der Regierungsbank, sondern vis-à-vis im Parlament. Klubobmann Wilhelm Molterer gilt in der Partei als "geschäftsführender Parteichef".

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Klubobmann Wilhelm Molterer (49)

ist Schüssels engster Verbündeter. Er gilt als heimlicher Personalchef der Republik - und quasi als geschäftsführender Parteichef. Keine Entscheidung fällt ohne ihn, er ist - wie Khol, Lopatka und Gehrer- Mitglied in Schüssels Montagmorgenrunde, auch Küchenkabinett genannt.

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Innenminister Ernst Strasser (48)

wird zwar immer wieder für andere Posten genannt, ihm wird aber Amtsmüdigkeit nachgesagt. Er hat große Reformen umgesetzt, etwa die Zusammenlegung von Polizei und Gendarmerie, bekommt aber wesentliche Bereiche - Asyl - nicht in den Griff. Handikap: Er gilt nicht als loyal.

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Umweltminister Josef Pröll (36)

ist die wichtigste Persönlichkeit der Post-Schüssel-Generation. Er soll Wähler, die zu Schwarz-Grün tendieren, ansprechen. Pröll positioniert sich als Fachminister, der mit Schwarz-Blau wenig am Hut hat. Seine Beliebtheitswerte wecken immer öfter innerparteiliche Eifersüchteleien.

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Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (55)

hat bisher eine sehr enttäuschende Performance hingelegt. In der Gesundheitsreform geht nichts weiter, ihre Öffentlichkeitswirksamkeit ist bescheiden. Was sie als Generalsekretärin der ÖVP mit viel Energie umsetzen konnte, blieb sie als Ministerin schuldig. Schüssel ist unzufrieden.

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Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (51)

ist ehrgeizig - und hatte zuletzt nicht ganz die politische Bühne, die er gerne hätte. Ihm wurde Interesse am Amt des Außenministers nachgesagt, auch als EU-Kommissar war er im Gespräch. Er agiert mitunter auch auf eigene Rechnung - und gehört nicht zum engsten Kreis um Schüssel.

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Zu Finanzminister Karl-Heinz Grasser (35)

bekennt sich die ÖVP gerne, wenn es passt. Hagelt es Kritik, wie zuletzt bei der Budgeterstellung, heißt es schnell "er ist ja keiner von uns". Das Stimmen bringende Image vom Sonnyboy ist verloren. Grasser sagt man nach, vor den Wahlen den Absprung in die Wirtschaft zu suchen.

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Generalsekretär Reinhold Lopatka (44)

hat das Marketing der ÖVP (Stichwort: "Speed kills") perfektioniert. Die Botschaftsdisziplin ist groß wie selten zuvor. Trotz der verlorenen Präsidentschafts- und der flauen EU-Wahl sitzt der Steirer fest im Sattel - vor allem auch, weil die Partei unter ihm verhältnismäßig ruhig hält.

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Nationalratspräsident Andreas Khol (63)

ist eine der ganz wesentlichen Stützen von Schüssel in der Partei, als Ideologe hat er großes Gewicht. Seine Lust am Politikmachen ist ungebrochen - sehr zum Unwillen der Opposition. Seiner Amtsführung eine weitere Legislaturperiode lang könnte aber sein Alter entgegenstehen.

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Außenministerin Ursula Plassnik (48)

ist die neue starke Frau in Schüssels Team - und seine wichtigste Achse zum Außenamt. Sie wird die EU-Präsidentschaft vorbereiten und ihrem ehemaligen Chef den Rücken für die wichtigen EU-Auftritte freihalten. Ob sie auch eigene außenpolitische Akzente setzt, wird sich erst zeigen.

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Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (62)

wird seit Längerem Amtsmüdigkeit nachgesagt. Seit der Universitätsreform ist Gehrers Standing an den Hochschulen nicht berauschend. Auch die Kritik an ihrem Schützling Wilfried Seipel, dem Direktor des Kunsthistorischen Museums, hat Spuren hinterlassen.

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Verteidigungsminister Günther Platter (50)

verrichtet seine Arbeit still und leise. Zu leise, wie manche meinen. Seine Unauffälligkeit gereicht ihm nicht unbedingt zum Vorteil. Allerdings hat er nicht viel zu "verkaufen". Die Anschaffung der Eurofighter, die er selbst nicht entschieden hat, ist sein größter "Fehler".

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Verkehrsstaatssekretär Helmut Kukacka (58)

ist Schüssels Aufpasser für Vizekanzler und Verkehrsminister Hubert Gorbach im Infrastrukturressort. Der Politprofi (er war auch schon ÖVP-Generalsekretär) ist fachlich versiert und ein Meister der politischen Intrige. Er gehört zur einflussreichen Oberösterreich-Liga in der VP. (völ, tó/DER STANDARD, Printausgabe, 20.10.2004)

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