Salzburg - Schuld waren eigentlich die Casinos Austria. Wollten doch die Glücksritter über das Jahr 1999 hinaus, in welchem der Mietvertrag auslief, auf Schloss Kleßheim residieren - und nicht wieder zurück ins Café Winkler am Mönchsberg. Sie boten daher an, den Umbau des architektonisch missglückten 70er-Jahre-Baus mitzufinanzieren.

Hinzu kam, dass ein Guggenheim-Museum im Berg, für das Hans Hollein bereits 1990 seine Pläne präsentiert hatte, aufgrund Naturschutz- und Kostengründen nicht so leicht umzusetzen schien: 1996 beteuerte Franz Schausberger, damals VP-Landeshauptmann, er hätte Guggenheim zwar nie aufgegeben, aber "wir haben auf dem Mönchsberg eine Ruine. Die wäre für eine kulturelle Nutzung möglich."

Und er trug Klaus Albrecht Schröder, damals Leiter des Kunstforums in Wien, auf, eine Museumsordnung für Salzburg zu entwickeln. Kernstück des im Februar 1997 präsentierten Konzeptes war ein neues Museum für moderne Kunst samt Ausstellungshalle: Das Rupertinum sollte nur mehr die Grafik und die Fotosammlungen beherbergen, der Rest zusammen mit Privatsammlungen (darunter jene des Liechtensteiner Ehepaars Herbert und Rita Batliner) auf den Mönchsberg wandern.

In der Folge wurde ein von Schröder betreuter Architekturwettbewerb ausgeschrieben: Die Substruktionen sollten erhalten bleiben, die Baumassen des bestehenden Gebäudes nicht verändert werden. Die Kostenobergrenze lag bei 21,8 Millionen Euro.

Ende Juni 1998 war der Wettbewerb, an dem sich 145 Architekten(teams) beteiligt hatten, entschieden - zugunsten von Stefan Zwink, Stefan Hoff und Klaus Friedrich aus München. Das Siegerprojekt zeichne sich, so die Jury, durch präzise Bezugnahme auf den Ort aus. Dies äußere sich sowohl im Panoramafenster des Restaurants hin auf die Altstadt als auch in der Bedachtnahme auf den historischen Wasserturm.

Im Februar 1999 war die Finanzierung gesichert: Je 8,72 Millionen Euro würden das Land Salzburg und der Bund beisteuern, die restlichen 4,36 Millionen diverse Sponsoren. Der Baubeginn sollte 2000 erfolgen, die Eröffnung 2002.

Nach wie vor wurde am Plan festgehalten, die Sammlung Batliner zu zeigen, da die Bestände des Rupertinums nicht geeignet seien, zumindest 100.000 Besucher pro Jahr anzulocken. Batliner war aber wiederholt mit dem Verdacht der Geldwäsche in Verbindung gebracht worden: Die Grüne verlangten daher eine Nachdenkpause - und plädierten für die Realisierung des Guggenheim-Museums.

Schausberger beteuerte, an diesem sehr wohl interessiert zu sein, das Museum am Berg war ihm aber weit wichtiger: Es sei kein Gegenprojekt zu jenem im Berg, aber ein realitätsbezogenes und vor allem finanzierbares. Eine Diskussion über ein zusätzliches Museum (zusammen das "Kunstzentrum Mönchsberg") sei nur dann sinnvoll, wenn die Stadt definitiv ein Drittel der Kosten übernimmt - und wenn verbindliche Beschlüsse über die Widmung (u. a. Raumordnung und Baurecht) vorliegen.

Die Stadt legte sich dennoch quer: Das Land musste erst drohen, alle Pläne fallen zu lassen, wenn sich der Baubeginn weiter verzögere. Im August 2001 wurde schließlich die Bewilligung erteilt, im Frühjahr 2002 mit dem Abriss des Café Winkler begonnen.

Anfang März 2004 verlor Schausberger die Landtagswahlen. Aber er hatte seine Genugtuung: Der Kostenrahmen (22 Mio. Euro) wurde eingehalten, die Voreröffnung des Museums fand im Sommer statt. Guggenheim hingegen bleibt ein Luftschloss. (DER STANDARD, Printausgabe vom 23./24.10.2004)