Geschlechterpolitik
"Bei sexistischen Sprüchen ziehen wir aus dem Parlament aus"
Französische Ministerinnen machen gegen frauenfeindliche Äußerungen mobil
Paris - Die Frauen in der französischen Regierung wollen sich künftig sexistische Beleidigungen in der
Nationalversammlung nicht mehr gefallen lassen. Anlässlich des Weltfrauentages am Mittwoch kündigte Arbeitsministerin
Martine Aubry an, sie werde gemeinsam mit ihren Kolleginnen den Abgeordnetensaal verlassen, sobald frauenfeindliche
Äußerungen fielen. Die grüne Umweltministerin Dominique Voynet werde ständig in einer Art kritisiert, die sie sich als Mann
nicht anhören müsste, sagte Aubry. Sie selbst habe erst am Montag von einem Gewerkschaftsfunktionär "Aubry, das Biest"
genannt worden.
Mit ihrem Entschluss folgen die Ministerinnen einem Vorschlag der Vereinigung "Chiennes de garde" ("Wachhündinnen"),
die in der Öffentlichkeit gegen frauenfeindliche Äußerungen mobil machen. Die Gruppe war vor einem Jahr gegründet
worden, nachdem aufgebrachte Bauern Umweltministerin Voynet übel beschimpft und ihr zugerufen hatten, sie solle "ihren
Slip ausziehen".
Frauen haben in Frankreich einen Anteil von 53 Prozent an der Gesamtbevölkerung, sind aber im politischen Leben stark
unterpräsentiert. Mit nur 10,5 Prozent weiblichen Abgeordneten in der Nationalversammlung und knapp sechs Prozent im
Senat liegt Frankreich im EU-Vergleich an vorletzter Stelle vor Griechenland. (APA)