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Das Bundesheer, der Hort des Patriotismus

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Am Nationalfeiertag präsentierte sich das Bundesheer inzwischen traditionell mit Angelobungen und Leistungsschauen. Tatsächlich wird keine andere Institution in Österreich als derartig patriotisch gesehen wie das Heer - gefolgt von Gendarmerie und Polizei. Die Parteien rangieren viel weiter hinten.

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Linz - Welche Rolle die Industriellenvereinigung (IV) in Österreichs politischer Landschaft spielt, ist für viele Österreicherinnen und Österreicher schwer zu sagen - aber im Zweifel glaubt offenbar nur eine Minderheit, dass die Industriellen eine patriotische Rolle spielen.

"Industriefeindlichkeit ist eine beinahe reflexhafte Haltung jener, die in Großkonzernen, großtechnischer Produktion und einer als Bedrohung verstandenen Globalisierung eine gesellschaftliche Gefahr vermuten", analysiert Werner Beutelmeyer, dessen market-Institut in der Woche vor dem Nationalfeiertag 400 Österreicher befragte, welchen Organisationen sie Patriotismus und Heimatverbundenheit zutrauen oder eher nicht.

Auffallend sei, dass selbst ÖVP-Wähler und Angehörige der höchsten Bildungsschicht ein überwiegend negatives Bild der Industrie haben.

Nichtregierungsorganisationen wie Greenpeace und Amnesty International rangieren gemeinsam mit der Industriellenvereinigung am Ende der Patriotismusskala - während am oberen Ende das österreichische Bundesheer Topnoten bekommt.

Und zwar quer durch alle Parteien; nur die politisch nicht deklarierten Befragten sind da etwas zurückhaltend. Die höchste Zustimmung zur Heimatverbundenheit des Bundesheers kommt auch aus der höchsten Bildungsschicht.

Die etablierten Parteien stellen - hinter Polizei und Gendarmerie - einen ziemlich geschlossenen Block in der Mitte der Skala dar. Im Schnitt hält eine Mehrheit von 56 Prozent der Befragten die ÖVP für "besonders patriotisch", bei der SPÖ tun das 54 Prozent. Der FPÖ bescheinigen 51 Prozent der Bevölkerung besonders viel Patriotismus.

Grüne Zurückhaltung

Die Grünen werden weiter hinten gereiht, etwas mehr als ein Drittel der Österreicher stufen sie als sehr patriotisch ein. Selbst die eigenen Wähler halten sich da zurück - ein Beleg, dass die Kategorie Patriotismus in die Werthaltung von Grün-Wählern weniger passt als in die von konservativ eingestellten Befragten.

Höchst unterschiedlich werden die Sozialpartner-Organisationen von den befragten Österreicherinnen und Österreichern eingeschätzt: Die relativ höchsten Noten bekommt die Landwirtschaftskammer, gefolgt von der Arbeitskammer. ÖGB und Wirtschaftskammer haben etwas schlechtere Noten - wobei diese in beiden Fällen vor allem von Wählern der Koalitionsparteien kommen, während erklärte Sozialdemokraten sowohl Wirtschaftskammer als auch ÖGB als eher patriotisch einstufen.

Die Caritas liegt übrigens noch etwas hinter den beiden Sozialpartner-Institutionen. Wobei market-Chef und Meinungsforscher Werner Beutelmeyer deren hohe Negativwerte darauf zurückführt, dass das universelle humanitäre Engagement (ähnlich wie das universelle ökologische Engagement von Greenpeace) der Caritas den weniger weltoffenen Befragten nicht geheuer ist. (Conrad Seidl/DER STANDARD, Printausgabe, 27.10.2004)