Er starb in der Herrentoilette der Pennsylvania-Station. Drei Tage lang lag die Leiche des wichtigsten Architekten der USA in einer Kühlkammer. Niemand erkannte ihn. Zu diesem Zeitpunkt, 1974, ist Nathaniel elf Jahre alt. Louis Kahn war sein Vater. Die Nachrufe erwähnen die Witwe und eine Tochter, nicht aber, dass er zwei weitere Kinder mit zwei anderen Frauen hatte. Der Sohn wurde Regisseur, reiste fünf Jahre lang dem Gespenst seines Vaters hinterher, um ihn doch noch kennen zu lernen, besuchte Bauten, sprach mit Zeitgenossen wie Philip Johnson, I. M. Pei, Frank O. Gehry und Moshe Safdie. Die Dokumentation My architect ist für den Oscar nominiert und bildet am nächsten Sonntag, 7.11., den Schlusspunkt des 2. ORTE Architektur- filmfestivals im Cinema Paradiso in St. Pölten (Karten unter: cinema-paradiso.at oder 02742 / 21 400). Es beginnt am Freitag mit zwei Filmen von Heinz Emigholz, Goff in der Wüste und Sullivans Banken , dann folgt ein Programm rund ums Haus, unter anderem mit Beiträgen von Hubert Lobnig und dem wunderbaren Il Girasole des Architekten Marcel Meili. My architect läuft auch am 18. 11. in Linz ( afo.at ). (oel/ALBUM/ DER STANDARD, Printausgabe, 30./31.10./1.11.2004)