Die Summerstage am Donaukanal, erklärte Ossi Schellmann, Wirt ebendort, Dienstagabend, "ist heute der 51. US-Bundesstaat. Dass wir keinen Wahlmann haben, ist wurscht: das letzte Mal hat dort die Mehrheit auch nicht gezählt." Und die Präferenzen im 51. State waren wohl eindeutig: Bush-Fans, hatte auf der Einladung gestanden, mögen doch – bitte – anderswo feiern.

Doch derartige Wahl-Vorlieben hätten einander Caspar Einem, SP-Gemeinderätin Laura Rudas, Alfred Gusenbauers Lebensgefährtin Eva Steiner, Heinz Marecek oder Haubenkoch Walter Eselböck kaum unterstellt – und Schellmann gab die Kassandra: "Dem Ausgang dieser Wahl eine Party zu widmen, ist sehr wienerisch: Der liebe Augustin hat noch gefeiert, als er schon in der Grube lag." Gefeiert wurde – wenn auch nach dem Prinzip "gemeinsam hoffen" – auch anderswo:

Im Top-Kino zogen bei "Heute Nacht an die Macht" Dutzende Menschen das Gruppenerlebnis CNN im Kino zu sehen, dem heimischen TV-Abend vor.

Und in der Videothek "Pickwicks", bangten die "Democrats Abroad" eine lange Nacht gemeinsam. Gejubelt wurde aber erst in der Früh – und ganz woanders: Beim Wahlfrühstück, zu dem die US-Botschaft ins SAS-Hotel geladen hatte, gratulierte Fritz Molden US-Botschafter Lyons Brown ziemlich euphorisch. Fast so als, hätte der gerade selbst gewonnen. (DER STANDARD Printausgabe 4.11.2004)