Bregenz - In grundlegenden Trends, wie etwa den Einkommensdifferenzen zu Männern, unterscheidet sich die Situation der Frauen in Vorarlberg nicht wesentlich vom übrigen Österreich. Bemerkenswert scheint aber, dass im Ländle das traditionelle Rollenbild - der Mann verdient, die Frau ist für Haushalt und Familie zuständig - noch stärker als anderswo ausgeprägt ist. Immerhin hat Vorarlberg einen überdurchschnittlich hohen Anteil an "Nur-Hausfrauen". Das geht aus dem aktuellen "Vorarlberger Frauensituationsbericht" (Frauen in Vorarlberg. Situationsbericht 2000 - Zahlen, Fakten, Probleme) hervor. Die von Susanne Feigl erstellte Ist-Analyse wurde im Auftrag der Vorarlberger Landesregierung (Frauenreferat), der Arbeiterkammer und ÖGB Vorarlberg, die seit 1998 zusammenarbeiten, herausgegeben und am Freitag gemeinsam in Bregenz präsentiert. Die zuständige Landesrätin Eva Maria Waibel (VP) räumte ein, dass "viele berechtigte Forderungen der Frauen noch nicht erfüllt sind". Es gebe "genügend zu tun" Die Studie mache klar, dass es "noch genügend zu tun gibt". In etwa fünf Jahren soll ein vergleichender Bericht erstellt werden, in dem dann "hoffentlich" erzielte Verbesserungen dokumentiert würden. Insbesondere erwarten sich Waibel, ÖGB und AK mehr Gleichberechtigung und Chancengleichheit für Frauen. Wichtige Ansatzpunkte seien der Bildungsbereich oder am Bedarf orientierte Kinderbetreuungseinrichtungen. Es gehe darum, gesellschaftliche Benachteiligungen der Frauen auszugleichen. Das könne nicht allein von den Frauen geleistet werden, sondern sei Aufgabe der gesamten Politik, hieß es. Von den gut 346.000 VorarlbergerInnen sind mehr als die Hälfte (50,5 Prozent) Frauen. Das Bildungsniveau der Frauen und die Beteiligung am Erwerbsleben steigen kontinuierlich an. In den Hierarchien gibt es laut Bericht aber nach wie vor deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede. Beispielsweise gibt es in Vorarlberg noch keine Primarärztin. Auch an den Schulen gibt es auffällige Diskrepanzen: Der Frauenanteil am Lehrpersonal macht insgesamt 59 Prozent aus, aber nur 15,4 Prozent der Schuldirektoren sind Frauen. Relativ hoch ist hingegen der Frauenanteil (30,5 Prozent) im Landtag, hob Feigl im Bericht hervor. Weitere Details im "Frauensituationsbericht": Vorarlberg hat mit 42,5 Prozent nach Wien die höchste Scheidungsrate. Ein Fünftel (19 Prozent) der Vorarlberger Familien mit Kindern sind Alleinerzieherfamilien, 90 Prozent der AlleinerzieherInnen sind Frauen. Trotz rückläufiger Geburtenrate ist das Ländle noch immer das Bundesland mit der höchsten durchschnittlichen Kinderzahl (1,9) pro Familie. (APA)