London/Wien - Gewalt gegenüber Frauen thematisiert in Großbritannien eine neue Kampagne von Amnesty International (AI). Die Organisation will mit der 71.000-Euro-Schock-Kampagne "Problem? What Problem?" Männer konfrontieren und die Gleichgültigkeit gegenüber dieser Problematik bekämpfen. Plakate zeigen Frauen, die auf den ersten Blick in der Aufmachung eher einer Kosmetikwerbung ähneln. Bei genauerem Hinsehen zeigen sich jedoch blaue Flecken bei den Augen, Narben unter den Brüsten und zerschnittene Wangen. Eine zusätzliche Tagline kommentiert die Sujets mit dem Worten "For Bruising Relationships".

Gewaltakzeptanz

Ein Sprecher der für die Kampagne verantwortlichen Werbeagentur berichtet über eine alarmierende Gewalt-Akzeptanz innerhalb der Fokus-Gruppen. Die aktuelle Kommunikationslinie soll nicht anderen Klischee-Kampagnen zu diesem Thema folgen, wo meist ein wütender Täter und ein bestürztes Opfer dargestellt werden. Die Poster sind seit gestern, Donnerstag, in den U-Bahn-Stationen und dann im kommenden Jahr in Männer-Magazinen zu sehen, berichtet der Media Guardian.

Kate Allen von Amnesty International UK spricht von einem Bewusstsein, in dem die Anwendung von Gewalt gegenüber Frauen vielerorts nicht als Problem gesehen wird. Die Verbreitung in Großbritannien ist nicht genau dokumentiert, aber Umfragen schätzen pro Jahr mehr als 500.000 Übergriffe alleine in England und Wales. Wöchentlich sollen jedoch durchschnittlich zwei Frauen durch Gewaltakte im Haushalt umkommen. Eine andere Erhebung aus dem vergangenen Jahr ergab, dass 74 Prozent der Befragten einen Menschen für die Misshandlung seines Hundes anzeigen würden. Jedoch nur 54 Prozent würden dies tun, würden sie Gewalthandlungen in einer Partnerschaft beobachten.

Keine Präsenz in Österreich

Die UK-Kampagne wird in Österreich auf Werbeflächen nicht zu sehen sein, da jede Landesorganisation eigene Strategien verfolgt, erklärt Michaela Klement von AI-Österreich im Gespräch mit pressetext.austria. AI hat in Österreich bereits im März dieses Jahres eine eigene Kommunikationslinie mit dem Titel "Entschuldigen reicht nicht" präsentiert, die jedoch aufgrund des bescheidenen Media-Etats zum Großteil auf das Entgegenkommen einzelner Unternehmen angewiesen ist, die die Veröffentlichung des TV-Spots und der Plakat-Werbung ermöglichen. Der ORF gehört laut Klement nicht dazu, obwohl AI ein "Sozial-Tarif" angeboten wurde. Der TV-Spot sei somit meist in Kinosälen zu sehen, da er von den Kinobetreibern gratis gezeigt werde. (pte)