Der Tod des französischen Atomkraftgegners, der im Elsass vom Zug mit den Castor-Elementen überrollt worden war, hat bei vielen Demonstranten in Deutschland einen regelrechten Schock ausgelöst. Hunderte trafen sich am Dienstag zu einer Trauerkundgebung bei Dannenberg. Die Aufrufe von deutschen Grünen-Politikern - insbesondere von Umweltminister Jürgen Trittin und der Europaabgeordneten Rebekka Harms -, das eigene Leben nicht zu gefährden und auf Ankett-Aktionen zu verzichten, verhallten jedoch ungehört.

Mehrere Kernkraftgegner hatten sich bei Uelzen an die Schienen gekettet und den Transport mit den zwölf Castor-Behältern, der in der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague gestartet war, am Dienstagvormittag erneut zum Stehen gebracht. Der 21-jährige Demonstrant in Frankreich hatte sich am Montagabend bei Avicourt an die Gleise gekettet. Der Lokführer konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen, sodass der 660 Meter lange, 2900 Tonnen schwere Zug über den Mann rollte und ihm beide Beine abtrennte. Er starb dann auf dem Weg ins Krankenhaus.

Vorsorgliche Stopps

Das Sicherheitsaufgebot in Deutschland war nach dem Unfall noch einmal aufgestockt worden: Rund zehntausend Polizisten waren aufgeboten, um den Zug mit Atommüll auf dem Weg zum Zwischenlager Gorleben zu schützen. Der Zug stoppte auch mehrmals vorsorglich, auch wenn Demonstranten sich noch in weiterer Entfernung befanden.

Die Bürgerrechtsinitiative "X-Tausendmalquer" überlegte auch, nach dem Unfall in Frankreich alle Aktivitäten abzusagen. Schließlich sei entschieden worden, die "Trauer auf die Straße tragen", sagte eine Sprecherin. Demonstranten blockierten mit Traktoren bei Dannenberg in Niedersachsen auch Straßen.

Während der Zug mit dem Atommüll durch Deutschland in Richtung des Zwischenlagers Gorleben rollte, gab es immer wieder Festnahmen. Kathrin Grasnick, die Sprecherin der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg, sprach bei der Trauerfeier auch für andere Aktivisten: "Viele Gruppen sagen: Wir führen die Demonstrationen im Sinne des Verstorbenen weiter." (Alexandra Föderl-Schmid aus Berlin, Der Standard, Printausgabe, 09.11.2004)