"Alles auf Zucker!"

Foto: Jüdische Filmwoche

Wien - Nach zweijähriger Pause findet von 19. November bis 2. Dezember wieder die Jüdische Filmwoche Wien statt. Gezeigt werden rund 60 internationale Spiel-, Dokumentar- und Experimentalfilme. Schwerpunkte gelten heuer dem Nahostkonflikt und österreichischen Filmschaffenden, Tributes dem polnisch-jüdischen Schriftsteller Isaac Bashevis Singer und dem polnisch-jüdischen Komikerpaar Szymon Dzigan & Jisroel Szumacher. Nach der Eröffnung am 18. November mit Dani Levys "Alles auf Zucker!" in der Urania finden die weiteren Vorführungen im De France und Votiv Kino statt.

Nahostkonflikt

Zum Thema Israel/Palästina wurden Filme ausgewählt, die sich mit den Wurzeln des Konfliktes auseinander setzen. So stellt sich in der Doku "It Is No Dream" des israelischen Regisseurs Benny Brunner eine Gruppe israelischer Intellektueller die Frage, was aus Theodor Herzls Vision geworden ist. Brunners "Al-Nakba" beschäftigt sich mit der Vertreibung von 750.000 PalästinenserInnen. Präsentiert wird auch eine Reihe von Porträts, u.a. "Arna's Children" über Arna Mer Khamis, eine Jüdin, die sich um palästinensische Jugendliche in Jenin kümmerte, und "Between The Lines" über die jüdisch-israelische Haaretz-Journalistin Amira Hass, die seit 1998 aus Ramallah berichtet. Ein Experimentalfilmprogramm versammelt Reflexionen junger israelischer KünstlerInnen zum Nahostkonflikt.

Tributes

Zum 100. Geburtstag von Isaac Bashevis Singer stehen Verfilmungen seiner Werke und das Porträt "Warsaw: Landscape with Singer" des polnischen Regisseurs Adam Kinaszweski auf dem Programm. In Erinnerung an das Komikerpaar Szymon Dzigan und Jisroel Szumacher werden drei Filme in jiddischer Sprache gezeigt, darunter "On a Heym" (Ohne ein Zuhause, 1939), der letzte jiddische Film, der in Polen vor dem Zweiten Weltkrieg gedreht wurde.

Im Österreich-Schwerpunkt findet sich Hubert Canavals Doku "In der Fremde zu Haus" über drei ÖsterreicherInnen, die auf der Flucht vor den Nazis in Mexiko eine neue Heimat fanden. Walter Wehmeyer beobachtet in "Naher Osten. Hoffnung und Traum der Jugend" die Begegnungen von arabischen und jüdischen Jugendlichen in einem Friedenscamp in Kärnten. "Chaltura - Leila und Lena" von Michael Pfeifenberger zeigt die Lebenswege der Beduinin Leila und der Russin Lena. In Christian Mehofers Spielfilm "Die dritte Minute" begegnen zwei Hitlerjungen zu Kriegsende einer versteckten Jüdin. Und die Doku "Things. Places. Years" von Simone Bader und Jo Schmeiser zeigt, wie Vertreibung, Emigration und Holocaust das Leben von zwölf in London wohnenden Frauen über drei Generationen prägen.

Weitere Neuheiten

Auf dem Programm stehen weiters eine Reihe neuer Spiel- und Dokumentarfilme, darunter der 2004 für den Oskar nominierte Streifen "Die Zwillinge" des niederländischen Regisseurs Ben Sombogaart, oder Nurit Kedars Doku "Asesino" über jene rund 30.000 ArgentinierInnen, die während der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 "verschwanden". Als Einleitung zu einem Porträt über den polnisch-russischen Regisseur Dziga Vertov werden drei Kurzfilme über jüdisches Leben in Bialystok Krakau und Lemberg gezeigt.

Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz: Unter anderem in der tiefschwarzen Komödie "Mrs. Meitlemeihr", die der Frage nachgeht, was gewesen wäre, wenn Adolf Hitler den Zweiten Weltkrieg überlebt hätte und, als Frau verkleidet, in London untergetaucht wäre. Und im Mittelpunkt von Dani Levys Komödie "Alles auf Zucker!" (ab 6. Jänner regulär im Kino) mit Henry Hübchen, Udo Samel und Hannelore Elsner steht ein halbkrimineller Berliner Billardprofi, der für seine Mutter ein streng jüdisches Begräbnis organisieren soll. Levy und Samel werden im Rahmen der Festival- Eröffnung auch persönlich anwesend sein. (APA)