Rom - "Weißes Gold", "Diamant der Küche", "Die teuerste Delikatesse der Welt" - kaum ein anderes Lebensmittel wird in derart hohen Tönen gelobt und zelebriert wie der weiße Trüffel. Dabei klingt der wissenschaftliche Name eher trocken: "Tuber magnatum pico" heißt der köstliche Pilz bei Experten. Alljährlich wird die kostspielige Spezialität von Oktober bis Dezember in Italien vor allem in den Regionen Umbrien, Toskana und Emilia Romagna gesucht und gefeiert.

Jedoch ist der Piemont die eigentliche Heimat der weißen Trüffel, das neue offizielle Zuhause - Im toskanischen Städtchen San Giovanni d'Asso bei Siena eröffnete das erste italienische Trüffel-Museum.

Nach 18-monatigen Arbeiten, die die Region Toskana mit dem Trüffel-Studienzentrum im piemontesischen Alba durchgeführt hat, sollen Besucher auf 250 Quadratmetern fortan tiefe Einblicke in die Welt des Trüffels bekommen. So tief, dass Interessenten gar in einen Trüffel einsteigen können - dafür wurde in dem Museum eine gigantische künstliche Knolle aufgebaut. "Reise ins Zentrum des Trüffels", heißt die Attraktion. "Jetzt können auch die Augen kosten, was normalerweise nur dem Gaumen zusteht", schrieb eine Lokalzeitung.

"Endlich ist wieder Trüffelzeit. Ich kann es jedes Jahr kaum abwarten", erklärt ein 35-jähriger Römer. Ab Ende Oktober kaufen Spitzenrestaurants im ganzen Land das "weiße Gold", reiben Köche es vorsichtig über Risottos, geschmolzenen Tomino-Käse und Fleischgerichte. Besonders beliebt sind die "Tagliolini al tartufo bianco", dünne Bandnudeln mit einer feinen Rahmsauce, über die erst am Tisch feine Trüffelstückchen geraspelt werden. "Bitte essen sie das Gericht zügig, es verliert sein ganzes Aroma, wenn es kalt wird", rät ein Kellner in Rom.

Die kostbarsten Exemplare wachsen seit jeher rund um das Städtchen Alba, das in diesem Jahr bereits seine 74. internationale Trüffelmesse feierte. Wegen des einzigartigen Duftes und Geschmacks der piemontesischen Pilze werden weiße Trüffeln im deutschsprachigen Raum als "Alba- oder Piemont-Trüffel" bezeichnet. Um die seltenen Gewächse zu finden, die bis zu 30 Zentimeter unter der Erde als Schlauchpilz in der Wurzel von Eichen, Kastanien und Pappeln gedeihen, werden heute meistens Hunde und ihre exzellenten Nasen eingesetzt.

Und das Geschäft mit der berauschend duftenden Delikatesse blüht: 2004 ist - sowohl was die Qualität als auch was die Quantität betrifft - ein gutes Trüffel-Jahr für die Italiener, berichteten Medien. Der Preis pro Kilogramm liegt wegen der guten Ernte der Trüffelsucher bei 3.100 Euro pro Kilogramm, deutlich niedriger als im schlechten Jahr 2003, wo das Gewächs 4.000 Euro pro Kilo kostete.

Erst vor wenigen Tagen wurde in Alba ein weißer Riesentrüffel von über einem Kilogramm Gewicht für den Spitzenpreis von 41.000 Dollar (fast 32.000 Euro) versteigert - der höchste Preis, der bis heute für einen "tartufo bianco" aus dem Piemont erzielt wurde. An der Auktion beteiligten sich auch das New Yorker Restaurant "Four Seasons" und das Kaufhaus Gum in Moskau. Den Zuschlag erhielt letztlich jedoch ein 89-jähriger Restaurantbesitzer aus der Lombardei. (APA)