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Jährlich wachsen opulente Waldmengen nach, wovon nicht einmal zwei Drittel genutzt werden. Der Grund: Vor allem für die vielen Kleinwaldbesitzer ist die Holzernte oft nicht rentabel genug.

Foto: APA/ Bäsemann

Wien - Von so einer Quote kann Österreichs oberster Privatisierungsfreak, Karl-Heinz Grasser, nur träumen: 80 Prozent der fast vier Mio. Hektar großen Forstfläche Österreichs sind fest in privater Hand. Viele kleine Waldbauern, alter Adel, Orden und jahrhundertelang gewachsene Strukturen dominieren den grünen Tann in Österreich.

Im internationalen Vergleich kommt dies faktisch einer reinen Familienforstwirtschaft gleich. Big Player sind daneben nur noch die Österreichische Bundesforste AG (ÖBf AG) und Länder wie die Steiermark. Dabei bewirtschaften die ÖBf 15 Prozent der Staatsfläche, darunter auch Seen, Berge und Nationalparks für die Republik Österreich. Ländern und Gemeinden gehören fünf Prozent der gesamten Forste. Deren Grün erstreckt sich wiederum nahezu über die Hälfte der Staatsfläche, womit Österreich nach Finnland und Schweden zu den waldreichsten Ländern Europas zählt.

Zu viel Holz im Wald

Insgesamt 170.000 Waldbesitzer und 290.000 Beschäftigte machen die Forst- und Holzwirtschaft aus. Dass dieser das Holz ausgeht, ist nicht zu befürchten: Jährlich wachsen opulente 31 Mio. Vorratsfestmeter nach, wovon derzeit nicht einmal zwei Drittel genutzt werden. Der Grund: Vor allem für die vielen Kleinwaldbesitzer ist die Holzernte oft nicht rentabel genug.

Die kleinen Waldbauern bewirtschaften 47 Prozent der Wälder. Blättert man im Forstkalender, findet man jedoch zuhauf auch prominente Namen. Etwa Mayr-Melnhof-Saurau, welche mit über knapp 27.000 Hektar Forstbesitz - noch vor Schwarzenberg, Esterhazy, Liechtenstein, Habsburg-Lothringen oder Hoyos - als größte private Waldbesitzer gelten.

Größenranking

Aber auch Stifte und Klöster verfügen über ausgedehnte Besitzungen. So gehört etwa das steirische Stift Admont mit über 17.000 Hektar Wald zu den größten Waldeigentümern und rangiert allein in der Grünen Mark nach den ÖBf an zweiter Stelle im Größenranking. Wie viel Wald es genau ist, weiß freilich nicht einmal die Amtskirche, da Stifte und Klöster autonom wirtschaften. Nur alle heiligen Zeiten tauchen deshalb geschätzte Größen bis 230.000 Hektar auf.

Unbestritten als Großforstbesitzer sind hingegen Länder wie Steiermark oder Wien, welche Nationalparks und Quellschutzwälder halten. Aber auch das Bundesheer unterhält eine große Forstverwaltung für den Truppenübungsplatz Allensteig. Oder Bankentöchter, wie die im steirischen Donnersbach ansässige ALWA-GmbH, eine Extocher der Creditanstalt.

Interessant auch die Story, die etwa hinter den Besitzungen von 10.000 Hektar der bayrischen Staatsforste in Salzburg steht. Dort wurde im 17. Jahrhundert das Holz für die Sudpfannen der Bayern gewonnen, die diese für die Salzgewinnung brauchten. Oder die Geschichte des Forstfonds "Stand Montafon", der heute über 8600 Hektar als Kommunalwald bewirtschaftet, nachdem sich 1832 acht Montafoner Orte zusammengetan und die k. u. k. Wälder aufgekauft hatten.

Zweitgrößter Devisenbringer

Auch wenn die Forstwirtschaft nach dem Fremdenverkehr immer noch der zweitgrößte Devisenbringer ist - finanziell wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Hohe Holzerntekosten im Gebirgsland Österreich, schwächelnde Preise und die Diskussion über neue, saftige Steuern aufgrund und Boden sind derzeit die aktuellen Sorgen der Branche. Wie Stefan Schenker, Chef der der großen Land- und Forstwirtschaftsbetriebe mit zumeist adeligem Hintergrund belegt, "konnten vor fünfzehn Jahren noch 90 Euro pro Festmeter Sägeholz erlöst werden, während man heute nur noch 68 Euro bekommt". Gleichzeitig müssen die Betriebe, aufgrund vieler steiler Berghänge mit Holzerntekosten in Höhe von rund 25 Euro rechnen, während die Konkurrenz im flachen Skandinavien nicht einmal die Hälfte davon tragen muss. Dazu kommen in unschöner Regelmäßigkeit Borkenkäferinvasionen und Windwurfkatastrophen.

Und Gerhard Mannsberger, oberster Forstexperte im Landwirtschaftsministerium, sieht weitere Zores auf die Branche zukommen: "Wenn die Wirtschaft in den neuen EU-Oststaaten anspringt, wird der dortige Holzverbrauch hinaufschnellen und die Exportmenge schrumpfen, wodurch die österreichische Industrie Beschaffungsprobleme bekommen wird." Deshalb müssen - auch bei weiterem Preiskahlschlag - bis zum Jahr 2010 fünf Millionen Festmeter mehr heimisches Holz auf den Markt. (Monika Bachhofer, DER STANDATRD Printausgabe 13/14.11.2004)