"Jugendliche wollen ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Selbstverwirklichung. Sie verstehen, dass viel Eigeninitiative nötig ist, einen Arbeitsplatz zu finden, was für sie sehr wichtig ist", erklärt Reinhard Zuba vom Österreichischen Institut für Jugendforschung (ÖIJ) dem SCHÜLERSTANDARD. Er erläutert damit das Ergebnis der aktuellen ÖIJ-Studie "Wirtschaft - Jugend - Zukunft", die im Auftrag der Industriellenvereinigung durchgeführt und vergangenen Dienstag im Haus der Industrie präsentiert wurde. Befragt wurden 1200 Jugendliche über verschiedene Aspekte rund um Wirtschaft und Gesellschaft.

"Überraschend war das Ergebnis insofern, dass die Jugend deutlich positiver der Wirtschaft gegenübersteht, als wir angenommen hatten", so Zuba. Die Jugendlichen seien besonders an Wirtschaftsthemen interessiert, die sie selbst direkt betreffen. Immerhin 32 Prozent der Befragten gaben an, die Aussage "Die österreichische Wirtschaft handelt sozial und ökologisch" zutreffend zu finden. Julian (17) sieht das anders. Er kann nicht glauben, dass es in großen Betrieben sozial zugeht. "Arbeiter sollten sich nicht verkaufen müssen, unter dem Mindestlohn arbeiten oder auf Leistungen, die ihnen zustehen, verzichten müssen um in einem Unternehmen beschäftigt zu werden."

Sichere Grundlage Aus der Studie geht weiters hervor, dass drei Viertel der befragten Jugendlichen der Ansicht sind, wirtschaftlicher Erfolg sei die Grundlage für ein Leben in Sicherheit, Wohlstand und Würde. "Man hat Sicherheit für sich selbst und die Familie, wenn man wirtschaftlich etwas erreicht hat", meint dazu auch August (19).

Erfreut über das Ergebnis der Studie zeigt sich auch Christian Friesl von der Industriellenvereinigung: "Es geht hervor, dass Jugendliche selbstbewusst und nicht ferngesteuert oder unkritisch sind", sagt er dem SCHÜLERSTANDARD. Das Ergebnis stünde ganz gegen die immer wiederkehrende Vermutung, die Jugend sei eine No-Future-Generation, sei desillusioniert und nicht leistungsfreudig. "Man bekennt sich zur Leistungsgesellschaft, aber nicht auf Kosten anderer - also mit einem hohen Maß an Solidarität", meint Friesl. Die Jugendlichen seien gegenüber der prosperierenden Wirtschaft aufgeschlossen. Das sei wichtig, "weil sich Österreich in Richtung Wissensgesellschaft bewegt. Da braucht man junge, interessierte Leute."

Eine Annäherung zwischen Jugend und Wirtschaft stellt das seit einem Monat existierende Unternehmen "Creative Future" dar, dessen Grundprinzip es ist, Firmen zu helfen, ihre Produkte und Dienstleistungen jugendorientierter zu gestalten. In den Prozess sind Jugendliche direkt eingebunden: Sie füllen Fragebogen aus, entwickeln Konzepte und stellen diese dann den Unternehmen vor. Das alles schaffe Erfahrungswert. "Der Vorteil liegt auf beiden Seiten: Die Jugendlichen haben eine gute Praxisübung, und deren Ideen werden der Wirtschaft näher gebracht", sagt Geschäftsführer Gernot Theuermann (21).

"Ich habe einmal in einer Schule gefragt, wer schon etwas mit Wirtschaft zu tun gehabt hat. Als sich niemand gemeldet hat, habe ich gefragt, ob sich noch nie jemand von ihnen etwas gekauft hat. Da ist ihnen der Knopf aufgesprungen, dass Wirtschaft nicht nur Aktien und Firmen bedeutet."

(Julia Grillmayr, DER STANDARD-Printausgabe, 16.11.2004)