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Jannings in "Der blaue Engel"

Foto: Archiv

Rorschach - Mehr als 50 Jahre nach seinem Tod hat der deutsche Schauspieler Emil Jannings ("Der blaue Engel") in der Schweizer Gemeinde Rorschach am Bodensee großen Wirbel ausgelöst. Ein Stern wie auf dem "Walk of Fame" auf dem Pflaster des Marktplatzes, am vergangenen Freitag feierlich enthüllt, sollte daran erinnern, dass der weltbekannte Künstler in dem Städtchen am 23. Juli 1884 als Theodor Friedrich Emil Janenz zur Welt kam. Nach heftigen Protesten aus der Bevölkerung wegen der Nazi-Vergangenheit des 1950 gestorbenen Filmstars wurde der Stern nach Schweizer Medienberichten vom Mittwoch jedoch wieder entfernt.

Den Anstoß zu der Ehrung des großen deutschen Leinwandhelden, der sich nach 1933 von der Nazi-Propaganda einspannen ließ, hatten Privatleute aus Gründen des Stadtmarketings gegeben. Die Stadtoberen hatten die Idee jedoch unterstützt. Jannings, Sohn deutscher Eltern, hatte sein erstes Lebensjahr in Rorschach verbracht. Die Familie siedelte zunächst nach Zürich und dann nach Deutschland über.

"Archiv der Peinlichkeiten"

Die Ehrung löste eine Flut von Leserbriefen an das "Ostschweizer Tagblatt" aus. "Es ist peinlich, unangenehm und beschämend, in einer Stadt zu leben, in der ein Anhänger und Förderer des Nazi-Regimes und Arierkults mit einer Gedenktafel gewürdigt wird", kritisierte ein Leser. Das "Schandmal" sollte sofort entfernt und im "Archiv der Peinlichkeiten" vergraben werden, verlangte ein anderer.

Zum Werbekonzept gehörte auch Jannings erster "Oscar" aus dem Jahr 1929. Das Original des damals noch "Academy Awards of Merit" genannten Preises war seit dem vergangenen Freitag im Schaufenster eines Juweliergeschäfts ausgestellt. Die Leihgabe auf Zeit wurde inzwischen auch entfernt. (APA/dpa)