Pierre Subleyras "Atelierbild" (Ausschnitt)

Foto: Akademie

Wien - Wie sich die Selbstsicht von Kunst und Künstler über die Zeit gewandelt hat, erkundet die neue Ausstellung "Selbstbild. Der Künstler und sein Bildnis" (19. November bis 20. Februar 2005) in der Gemäldegalerie der Akademie der Bildenden Künste am Schillerplatz in Wien. Die Schau, die größte und aufwändigste in der Geschichte der Gemäldegalerie, könnte jedoch zugleich "die letzte in absehbarer Zeit" sein, befürchtete Direktorin Renate Trnek am Mittwoch bei einem Pressegespräch.

Durch gestiegene Personalkosten bleiben für das kommende Kalenderjahr nur 50.000 Euro des 580.000 Euro-Sockelbetrags, den die Gemäldegalerie erhält, für das operative Budget, so Trnek. In den Vorjahren betrug das operative Budget jeweils rund 120.000 Euro. Etwaige selbst erwirtschaftete Einnahmen der Gemäldegalerie gehen seit der Ausgliederung der Akademie in deren Budgethoheit über, müssen aber nicht direkt zu Gunsten der Gemäldegalerie verwendet werden. Über die Mittel kann vom Akademie-Rektor Stephan Schmidt-Wulffen frei verfügt werden. Trnek bezeichnete dies als "Kleinstproblem" der Universitätsreform. In die aktuelle Ausstellung, die 93 Exponate aus eigenen Beständen, heimischen und internationalen Leihgaben vereint, werden 200.000 Euro aus Rücklagen investiert.

Ergebnis "jahrelangen Networkings"

Mit der Schau will die Gemäldegalerie noch einmal "zeigen, was wir in der Lage sind zu leisten, wenn man uns nur lässt", so Trnek, die in der Ausstellung das Ergebnis "jahrelangen Networkings" präsentiert. Je rund ein Drittel der Exponate sind aus eigenen Beständen, aus heimischen (vor allem der Österreichischen Galerie Belvedere) und aus internationalen (u. a. die Uffizien in Florenz) Museen und Sammlungen. Gezeigt wird ein Überblick über die europäische Entwicklung des Selbstporträts von der Renaissance zum Klassizismus, ein weiterer Hauptaspekt der Schau sind die österreichischen Künstler im Umfeld der Wiener Akademie vom Spätbarock bis zum Aufbruch der Moderne.

Die Ausstellungsmacher wollten "keine reine Porträtausstellung männlicher Charakterköpfe". Vereint werden daher Werkstattsichten (zentral ist hier Pierre Subleyras "Atelierbild", 1746 bis 1749), reine Selbstporträts (u. a. von Lucas Cranach d. Ä., Hans Ostendorfer, Anthonis van Dyck), Porträts (etwa von Rubens, der van Dyck porträtierte) sowie "Selbstporträts unter Abwesenheit des Künstlers": Dabei zeigt der Künstler mittels der abgebildeten Gegenstände seine individuelle Sicht von Kunst. Am Schluss der umfangreichen Schau wird dann der Aufbruch in neue Gefilde der Selbstporträtmalerei angedeutet: Zuletzt trifft man auf Kolo Mosers expressives Selbstporträt aus dem Jahr 1916, mit dem der Umbruch zur Moderne besiegelt wird. (APA)