Holz eignet sich nicht nur zum Zimmern von Hütten und Zirbenstuben, auch den Härten des Brückenbaus ist es gewachsen. An der Uni Innsbruck wird Stahl- und Holzbau auf einem Institut gemeinsam unterrichtet - und die Holzcluster erweitern ihre Absatzmärkte.

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Am Ortsrand von Kössen im äußersten Nordosten Tirols wird gerade an einem Weltrekord gearbeitet. Über der Großen Ache wird in den nächsten Tagen die neue Staffenbrücke montiert, die größte freitragende Verkehrsbrücke aus Holz: Auch 40-Tonner können darüber rollen. Knapp 52 Meter misst die Spannweite, sechs mehr als die bisher größte Holzbrücke im bayerischen Murnau.

Die Pfeiler der alten Staffenbrücke hatten nach dem Hochwasser 2002 starke Mängel aufgewiesen, ohne Pfeiler bietet die neue Brücke dem Wasser keine Angriffsfläche mehr. "Eine halbe Kathedrale", sagt Michael Flach zu dem überdachten, fast zehn Meter hohen Bauwerk, das er entworfen hat.

Der Vorstand des Instituts für Stahlbau, Holzbau und Mischbautechnolgie an der Universität Innsbruck hätte die neue Kössener Brücke lieber nicht nur aus Holz konstruiert, "ich hätte gerne die Verbundtechnologie vorangetragen", sagt er im Gespräch mit dem STANDARD. Aber wegen der zuletzt stark gestiegenen Stahlpreise um 50 bis 60 Prozent pro Jahr war das kein Thema mehr.

Stiftungslehrstuhl

Vor zweieinhalb Jahren wurde der Schüler des Holzbaupioniers Julius Natterer von der ETH Lausanne nach Innsbruck berufen, auf den vom Land Tirol errichteten Stiftungslehrstuhl für Holzbau, Holzmischbau und Holzverbundwerkstoffe. 80 Prozent der jährlichen Personalkosten von derzeit 250.000 Euro finanziert das Land, der Rest kommt von dem von der Wirtschaftskammer getragenen Verein Pro Holz, der aus einer Sonderumlage finanziert wird.

Mit der praxisorientierten Forschungsoffensive soll u.a. der Aufbau des in Tirol noch jungen Holz-Clusters unterstützt werden. Seit etwa fünf Jahren sind in mehreren Bundesländern Cluster in der Holzbranche entstanden, voran in der Steiermark und in Niederösterreich. "Wir sind in der Phase, wo da Land als Financier langsam zurücktritt", sagt der St. Pöltener Clustermanager Peter Sattler.

2005, im fünften Jahr, soll der Cluster zu 50 Prozent von den Partnern - Tischlereien, Zimmerern, Sägewerken in erster Linie - finanziert werden. Absatzmarkt ist zu 80 Prozent Österreich. Tschechien, Slowenien und Ungarn werden neben den bisherigen Exportmärkten Deutschland und Italien erst entdeckt.

Institut für Holzbau

Ein deutliches Indiz für das Wachsen der Holzbranche sind auch die verstärkten Forschungsaktivitäten: An der TU Graz hat mit diesem Studienjahr ein Institut für Holzbau und Holztechnologie unter Gerhard Schickhofer eröffnet. "Österreich zählt zu den führenden Holzländern", sagt Michael Flach. Daher sei der Bedarf "an qualifizierten Holzexperten" steigend.

Forschungsschwerpunkt: thermodynamischen Verhalten

Ein Forschungsschwerpunkt in Innsbruck gilt dem thermodynamischen Verhalten beim Holzbau. "Holz ist als Speichermasse bisher verkannt worden", sagt Michael Flach. Die thermische Kapazität sei besser als bei Stein, Beton oder Ziegel. Das senkt die Heizkosten und helfe, das Kioto-Ziel zu erreichen.

Eine Verbesserung für den Holzbau werde auch durch Mehrschichtplatten erzielt, bei deren Produktion Österreich zu den führenden Nationen gehört. Durch das Verleimen oder Verdübeln mehrerer Holzplatten werde der Querschnitt vergrößert und die Stabilität durch das Kreuzen der Holzfasern gesteigert. Zu 90 Prozent wird Fichtenholz verwendet, das hier zu Lande leicht zu finden sei. Lärche sei eine Alternative, zunehmend würden diese Hölzer aber aus dem Osten importiert. (Benedikt Sauer, DER STANDARD Printausagbe 19.11.2004)