Wien - Er kann herrlich verschmitzt lächeln. Über alle Grausamkeiten in der Politik, die anderen schon längst den Humor verdorben hätten. Nur beim Ergebnis der Wiener Kommunalwahlen im März 2001, da sah man Bernhard Görg an, dass er wenig Grund zum Lachen hatte. Seine Volkspartei, die die vier Jahre davor als Juniorpartner in der Landesregierung vertreten war, musste diese Rolle wieder abgeben. Die VP übte wieder das Oppositionsein.

Seit dieser Wahlenttäuschung ist es um Görg, 1942 in Horn (NÖ) geboren, ruhiger geworden. Er legte die Funktion des Parteiobmannes, die er 1992 bis 2002 innehatte, zurück und nahm als einfacher Gemeinderatsabgeordneter im Stadtparlament Platz. Am Donnerstag wird er als solcher seine Abschiedsrede halten und damit die Kommunalpolitik verlassen. Den einen war Görg zu (gesellschafts-)liberal, den anderen zu bürgerlich-konservativ. Die viel gepriesene "Bürgernähe" verkörperte der Intellektuelle im Umgang mit gestandenen Wienern kaum.

Unglücklich war man in der Wiener VP, als in den 90er-Jahren die Creditanstalt der Bank Austria einverleibt wurde. Das war, als Görgs VP mit Häupls SP koalierte. Das habe man übersehen, da hätte man was tun müssen, wurde geklagt.

Als 2000 erstmals eine schwarz-blaue Bundesregierung angelobt wurde, sagte Görg offen, dass er das für keine gute Idee halte. Schwulsein hielt er für keine Sünde, aber die Home-Ehe für wertlos. (aw/DER STANDARD, Printausgabe, 23.11.2004)