Bild nicht mehr verfügbar.
Hormonelle Verhütung bei Männern
Die Schwierigkeit bei der hormonellen Verhütung bei Männern liegt darin, dass nicht wie bei der Frau ein Ei pro Monat "verhindert" werden muss. Vielmehr muss die kontinuierliche Produktion von hunderten Millionen Spermien blockiert werden.
Dr. Ursula Habenicht, Leiterin der Forschungsabteilung für "Gynäkologie und Andrologie" des deutschen Unternehmens: "Die Spermiogenese dauert etwa 70 Tage. Dabei liegen neben einander Spermienzellen in allen verschiedenen Reifungsstadien vor, so dass es bei einer Beeinflussung der Spermienbildung mindestens drei Monate dauert, bis der Mann wirklich infertil ist."
Hormoneller "Trick"
Wegen der Abhängigkeit der Spermien-Produktion vom männlichen Geschlechtshormon Testosteron hat man sich daher den Trick einfallen lassen, über eine künstliche Zufuhr (Injektion) dem Körper die Information zukommen zu lassen: "Genug Testosteron vorhanden." Damit wird auch die Produktion von Spermien abgeschaltet.
Doch diese Methode zur Kontrazeption - in Phase-II-Studien ausgerechnet von den "Hormon-Konkurrenten" Schering und Organon gemeinsam erprobt - wäre für den Mann ein ziemlich belastendes Verfahren. Er müsste sich regelmäßig Testosteron-Injektionen aussetzen. Hinzu kommt ein kleiner Kunststoff-Körper, den er sich unter die Haut implantieren lassen müsste, welches Gelbkörper-Hormon Gestagen abgibt. Und dann würde es noch 70 Tage dauern, bis der Mann wirklich keine Spermienproduktion mehr aufweist.
"Wir sehen in dem Produkt (...) eine echte Alternative zur Pille für Paare in stabilen Partnerschaften. Für sie ist eine Anlaufphase von drei Monaten akzeptabel. Auch die Umkehrphase, also bis die Fertilität nach Absetzen des Produktes wieder hergestellt ist, dauert so lange", relativierte Habenicht die Nachteile.
Infertile Spermien
Doch die Entwicklung neuer Verhütungsmittel geht weiter: Spermien benötigen für ihre Ausreifung molekulare Signale, die sie im Nebenhoden empfangen. "Entweder fahndet man nach Molekülen, die im Nebenhoden lokalisiert sind und die über Signalketten mit dem Spermium korrespondieren. Oder man sucht nach Molekülen, die auf dem Spermium selbst sitzen." In der Membran der Nebenhoden haben die deutschen WissenschafterInnen zumindest schon einen Rezeptor für ein noch unbekanntes Molekül identifiziert, das für die Ausreifung der Spermien verantwortlich sein dürfte.
"Und wir wissen heute, dass Versuchstiere, denen dieser Rezeptor fehlt, infertil sind. Wir versuchen nun, Substanzen zu finden, die diesen Rezeptor blockieren. Das klingt aber einfacher als es ist. Denn wir wissen bis heute nicht, welches der natürliche 'Schlüssel' für dieses Schloss ist", so Habenicht.
Die nächste - und noch näher am eigentlichen Ziel orientierte - Methode könnte die Beeinflussung der allerletzten Phase der Spermien-Ausreifung sein. "Die letzte Phase der Reifung passiert nämlich erst im weiblichen Körper. Was für eine Geschichte: Ohne Frau ist der Mann buchstäblich infertil", resümierte Habenicht.
Der Grund dafür liegt in dem noch nicht erforschten Signal der "Kapazitation", das die Spermien im Eileiter erhalten. Ohne "Kapazitation" könnte keine Keimzelle des Mannes eine Eizelle befruchten. Aber genau dieses Zusammenspiel zwischen männlichen Keimzellen und noch unbekannten Faktoren der Frau ist - theoretisch - ein sehr zukunftsweisender Weg in Richtung einer viel zielgenaueren Kontrazeption als sie derzeit möglich ist.
Blockade im weiblichen Genitaltrakt
Könnte man die Heranreifung der Spermien im Körper des Mannes beeinflussen, gibt es keine "fruchtbaren" männlichen Keimzellen mehr. Die deutsche Expertin: "Es ist aber ebenso denkbar, diese Blockade erst im weiblichen Genitaltrakt stattfinden zu lassen."