Graz - "Nicht der dunkle Park ist der gefährlichste Ort für Frauen, sondern das eigene Heim", hielt die Grazer Frauenstadträtin Tatjana Kaltenbeck-Michl (S) im Vorfeld des "Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen" am 25. November fest. In Österreich würden laut der Kriminalstatistik des Innenministeriums rund 300.000 Mal pro Jahr Frauen Opfer von familiärer Gewalt. Alleine in der Steiermark wurden im Vorjahr von den vier Beratungsstellen über 950 Frauen persönlich betreut, hieß es am Mittwoch.

90 Prozent aller Gewalttaten an Frauen würden "im sozialen Nahraum" verübt, so die Stadträtin: "Die Täter sind mehrheitlich die Ehemänner, die Lebensgefährten, männliche Verwandte". Besonders schwer wiege, dass es nach wie vor Vorurteile gegenüber den Opfern gibt: Etwa dass die Frauen die Nötigungen durch ihr Verhalten "provoziert" hätten und damit die Misshandlungen in einer Weise zu rechtfertigen seien.

Veränderte Rahmenbedingungen

"Faktum ist: Es gibt keine Rechtfertigung für Gewaltanwendung. Keine Frau "verdient", es, dass ihr Gewalt angetan wird", so die Stadträtin. Viele Frauen aber müssten sie erdulden: "Weil sie keine andere Wahl haben", so Kaltenbeck. Jede Frau müsse sich auf alle Fälle bewusst sein, dass Misshandler nicht von selbst aufhören, gewalttätig zu sein. Parallel zu den gesetzlichen Regelungen mit beispielsweise dem Wegweisungsrecht müssten sich auch die wirtschaftlich-sozialen Rahmenbedingungen zu Gunsten der Frauen ändern, forderte die Stadträtin.

Kein Verständnis bringt Kaltenbeck dem Argument entgegen, dass Männer, die in ihrer Kindheit selbst Gewalt erlebt haben, "nicht anders können", als gewalttätig zu werden: "Kindheitserlebnisse wirken sich unterschiedlich aus und können ein Verhalten manchmal erklären, aber niemals rechtfertigen". Es würde auch übersehen, dass gewalttätige Männer ihre Opfer nicht wahllos suchen: "Sie schlagen beispielsweise nicht ihren Chef, wenn sie wütend sind, wohl aber ihre Frauen".

Gewalt in Zahlen ...

"Seit im Mai 1997 das Gewaltschutzgesetz in Kraft getreten ist, wurden in Österreich bis Ende 2003 gegen rund 22.000 Personen, großteils Männer, Wegweisungen beziehungsweise das Betretungsverbot ausgesprochen", illustrierte Felice Galle vom Frauengesundheitszentrum Graz die aktenkundig gewordene familiäre Gewalt. Im Vorjahr habe es 4.180 Betretungsverbote und 6.558 Streitschlichtungen im häuslichen Bereich gegeben. In Graz waren es in diesem Zeitraum 347 Betretungsverbote. (APA)