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Foto: epa/hansen
London - Der außergewöhnlich gute Orientierungssinn von Tauben, denen man eine "Nase für den Norden" nachsagt, konnte lange Zeit nicht wissenschaftlich erklärt werden. Haben die Vögel im Lauf der Evolution eine bestimmte Hirnregion ausgebildet, die sensibel auf das Erdmagnetfeld reagiert? Oder haben die Tiere, was viele Forscher bis zuletzt angenommen haben, ein derart empfindliches Riechorgan, dass ihnen von Region zu Region unterschiedliche Duftpartikel in der Atmosphäre vermittel, wo sie gerade fliegen?

Nichts von all dem treffe zu, behauptet Cordula Mora von der University of Auckland in Neuseeland aufgrund ihrer jüngsten Studienergebnisse, die sie jetzt in Nature präsentiert. Die Lösung des tierischen Orientierungsrätsels sei so simpel wie überraschend: Die Tauben haben tatsächlich eine Art Magnetnadel, einen in ihre Schnäbel eingebauten sensiblen Kompass.

Dabei handelt es sich um mikroskopisch kleine eisenoxidhaltige Partikel, so genannte Magnetite. Diese reagieren insofern auf das Erdmagnetfeld, als dass sich ihre Struktur immer Richtung Norden ausrichtet. Wie aber gelangt die Information des Einnordens im Schnabel ins Gehirn der Tauben? Über den Trigeminusnerv, berichtet Mora. Dies fand sie heraus, indem sie etliche Hirnnerven durchtrennte. Mit durchgeschnittenem Riechnerv etwa blieb der Orientierungssinn erhalten - was die Riechthese widerlegte. Nur mit durchtrenntem Trigeminus waren die Vögel orientierungslos. Mora vermutet, dass dieser Kompass auch bei vielen anderen Tiere zu finden sei. (fei/DER STANDARD, Printausgabe, 26.11.2004)