Wien - "Es darf natürlich nicht so sein, dass ein Unternehmen einen Bombengewinn macht und die Arbeiter schauen durch die Finger, nachdem sie zuvor auf Überstundenzuschläge verzichtet haben." Wenn Kanzlerberater und Böhler-Chef Claus Raidl für Arbeitszeitflexibilisierung wirbt, schlägt er neuerdings moderatere Töne an.

Das kommt nicht zufällig, denn eine von Unternehmensberater Alois Czipin in Auftrag gegebene Umfrage ergab, dass die Arbeitnehmer die Forderungen der Industrie nach einer Flexibilisierung der Arbeitszeit durch die Bank ablehnen.

Am ehesten vorstellen können sich die Bürger eine Verlängerung des Durchrechnungszeitraums von derzeit rund drei Monaten auf das ganze Jahr vorstellen. Vom Wegfall der Zuschläge für Samstags-, Abend-, Nacht-und Sonntagsarbeit halten sie jedoch schlicht gar nichts.

Unternehmer gegen Streichung der Zuschläge

Was Czipin und Raidl gleichermaßen überraschte: Selbst die 200 befragten Unternehmen bzw. deren Personalleiter geben einer Streichung von Zuschlägen nur die Note 3, was laut Czipin einer glatten Ablehnung gleichkommt. Er schließt aus der Umfrage weiters, dass die Unwissenheit über dieses Thema "erschreckend groß" sei, weshalb eine Informationskampagne gestartet werden soll.

Abrücken wollen Raidl und Wirtschaftsbund von ihren Forderungen keinesfalls, denn nur mit Flexibilisierung könnten Arbeitsplätze abgesichert werden. Bleiben die Gewerkschaften hart, was Metaller und Privatangestellte am Donnerstag ankündigten, müsse eine gesetzliche Regelung her.

Als "Zuckerl" empfiehlt er das "Böhler-Modell", wo den Beschäftigten in guten Jahren ein Teil des Betriebsergebnisses als Prämie ausgezahlt wird. Dieses Bonussystem könnte man auch im Kollektivvertrag fixieren. (ung, DER STANDARD Printausgabe, 26.11.2004)