Wien - Die heimischen Gasversorger rechtfertigen ihre geplanten Preiserhöhungen. Eine Woche nach der angekündigten Wettbewerbsprüfung der Gasbranche durch Behördenchef Walter Barfuß und Kritik auch von Energie-Regulator Walter Boltz verwies der Verband der Gas- und Wärmeversorger dazu auf die heuer stark gekletterten Ölpreise und den Anstieg der Gaseinstandspreise.

Allein von Jänner bis August hätten sich die Preise für die Rohölsorte Brent und für Koks um 48 Prozent bzw. über 150 Prozent erhöht. Import-Kohle habe sich in dem Zeitraum um 23 Prozent verteuert, leichtes Heizöl um 31 Prozent. Mit einer Verzögerung schlage die Entwicklung der Ölpreise auch auf die Gaspreise durch, da dies in den Verträgen mit den Gasproduzenten so vorgesehen sei.

Anpassungen

Bereits heute sei erkennbar, dass und wie in den nächsten Monaten die Gasimportpreise ansteigen würden. Damit seien alle Gashandels- und -versorgungsunternehmen in Europa konfrontiert, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes. Die Anpassungen der heimischen Versorger an den Anstieg der Gaseinstandspreise um etwa 20 Prozent seit dem 2. Halbjahr 2003 seien zum Teil bereits erfolgt oder würden über die nächsten Monate wirksam.

Die Preiserhöhungen würden "nur im unbedingt erforderlichen Ausmaß erfolgen und nicht länger als durch die Erhöhung der Einstandskosten notwendig in Kraft bleiben", versichert Verbandsobmann und Wien Energie-Geschäftsführer Helmut Miksits. Dies ergebe sich nicht nur aus der Konkurrenz am Gasmarkt, sondern vor allem aus der Konkurrenz zu anderen Energieträgern.

Barfuß: "Verdacht auf Absprachen"

Walter Barfuß, der Leiter der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB), hatte am Freitag vergangener Woche in den "SN" angekündigt, die heimischen würden "genau so intensiv" wie die Stromwirtschaft geprüft werden. Es gebe den Verdacht auf Absprachen, meinte Barfuß zu den damaligen Ankündigungen etlicher Unternehmen, demnächst die Gaspreise um bis zu zehn Prozent zu erhöhen.

Mitte vergangener Woche hatten die niederösterreichische EVN, die Tiroler Tigas, erdgas Oberösterreich, der steirische Energieversorger Gas & Wärme, die Linz AG und die burgenländische BEGAS im Gleichklang Gaspreiserhöhungen in Aussicht gestellt, die meist mit Dezember 2004 oder Jänner 2005 in Kraft treten sollen. Die Salzburg AG hielt sich noch bedeckt, sie wollte bis Anfang Dezember eine Entscheidung treffen. Wien Energie (sie hat den Gaspreis bereits Anfang November um 1,5 Prozent erhöht) und die Kärntner Kelag ziehen jetzt nicht mit.

Verschiebung der Preis-Erhöhungen angeregt

Energie-Control-Chef Walter Boltz hatte vergangene Woche eine Verschiebung der Gaspreis-Erhöhungen ins kommende Frühjahr angeregt. Er räumte zwar ein, dass in den vergangenen Wochen die Gas-Einstandspreise gestiegen seien. Aber das jetzt verkaufte Gas sei bereits vor mehreren Monaten zu noch deutlich günstigeren Preisen gekauft und eingespeichert worden, kritisierte er. So seien etwa die Gaspreise vom Jänner bei 13,1 Cent pro m3 gelegen, zuletzt bei knapp 15 Cent/m3.

Generell sei der durchschnittliche Erdgas-Importpreis seit Juli 2003 auf durchgängig niedrigem Niveau gewesen und steige erst seit kurzem wieder an, so Boltz vor einer Woche. Folge man der Argumentation der Gasversorger, dann hätten die niedrigen Einstandspreise sich bei den Kunden durch Preisreduktionen bemerkbar machen müssen: "Das war aber nicht der Fall." (APA)