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Wien - Die Wiener tun immer so, als ob sie den Kaffee erfunden hätten. Der Legende nach haben sie ihn aber den Türken zu verdanken. 1683, das Jahr der zweiten Türkenbelagerung, ab dann gab's die Bohne in Wien. Die Wiener zelebrieren allerdings quasi seit ewigen Zeiten das Herumsitzen im Kaffeehaus. Was sich dann zwischen Melange, Tratsch und Zeitung abspielt, nennt sich Kaffeehauskultur. Was sich davor beim Rösten, Brauen und Milchschäumen abspielt, sieht man ab sofort im Wirtschaftsmuseum in Wien-Margareten. Weltweit vorhandene und "aneinander gereiht 27 Kilometer Literatur" zu dem Thema hat Ausstellungskurator Edmund Mayr zwar nicht gelesen, aber 100 einschlägige Bücher über die Kaffeepflanze, Anbau, Sorten, Röstverfahren habe er schon intus. Mayr sammelt seit 40 Jahren alles, was mit dem schwarzen Muntermacher zu tun hat - von der Kaffeemaschine bis zur Kanne. Über Jahre hat er gemeinsam mit dem Klub der Wiener Kaffeehaussieder gut 300 Exponate gesammelt und restauriert. Mayrs Frau versprach anlässlich der Ausstellungseröffnung, den Gatten nach getaner Kuratorenarbeit daheim mit einer Tasse Kaffee zu belohnen. Wer sich selber ein gutes Schalerl samt Milchhaube gönnen will, erfährt im Museum, dass der Milchschaum auf der Melange exakt 37,6 Grad haben soll. Eine Herausforderung für professionelle und private Kaffeesieder. Sie gelangen durch "Ziehtechnik" zum Erfolg. Dabei wird durch "Injektion Dampf knapp unterhalb der Oberfläche der Milch" beigemischt, "um das Volumen zu steigern", lehrt die Bildbeschreibung. "Ziehen" tut man aus dem Handgelenk, lernt man später. Kraft-Jacobs zahlt nicht nur die Bohnen für den Probekaffee, den man selber rösten und mit nach Hause nehmen kann, es wurde auch ein "Kaffee-Kompetenzzentrum" eingerichtet. Weiterbildung in Sachen Kaffee(-hauskultur) wird dort geboten. (aw, Der Standard, Printausgabe)