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Rafael Sanchez Ferlosio

Foto: APA/ EPA/Ballesteros

Madrid - Der spanische Autor Rafael Sanchez Ferlosio erhält überraschend den diesjährigen Cervantes-Preis, die höchste literarische Auszeichnung in der spanischsprachigen Welt, teilte Spaniens Kulturministerin Carmen Calvo am Donnerstag in Madrid mit. Der Cervantes-Preis ist mit 90.000 Euro dotiert und wird von seiner Bedeutung her mit dem Literatur-Nobelpreis verglichen.

Der 77-jährige Sanchez Ferlosio war nicht zu den Favoriten gezählt worden. Seine wichtigsten Werke sind zwei Romane, die den Autor in den 1950er Jahren über die Landesgrenzen Spaniens hinaus berühmt machten. Außerdem schrieb er zahlreiche Erzählungen, Essays, Gedichte und Zeitungskolumnen.

Empathie für Alltagssprache

Sein erster Roman "Industrias y andanzas de Alfanhui" (1951), der 1959 auch auf Deutsch unter dem Titel "Abenteuer und Wanderungen des Alfanhui" erschien, brachte dem in Rom geborenen Autor sogleich die Anerkennung der Fachwelt ein. Der große Durchbruch gelang dem Schriftsteller mit seinem zweiten Roman "El Jarama" (1956). Das 1960 auf Deutsch unter dem Titel "Am Jarama" erschienene Werk wurde mit dem angesehenen Nadal-Preis ausgezeichnet. Es handelt von einem Treffen junger Leute an einem Flussufer. Mit großem Einfühlvermögen greift der Autor darin die Alltagssprache auf und führt die Leser in die Welt der Jugendlichen ein.

Sanchez Ferlosio war mit der Schriftstellerin Carmen Martin Gaite verheiratet, die vor vier Jahren starb. Er lebt zurückgezogen in Madrid. Vor einem Jahr verurteilte er mit scharfen Worten die Invasion der US-geführten Streitkräfte im Irak: "Die Amerikaner dürfen sich nicht wundern, wenn sie in aller Welt gehasst werden." Zum damaligen spanischen Ministerpräsidenten Jose Maria Aznar, der die Linie der USA unterstützt hatte, meinte der Autor: "Dieser Mann interessiert mich nicht im geringsten. Seine Intelligenz liegt bei null." (APA/dpa)