Wien - Die öffentliche Sensibilisierungs-Kampagne "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" geht zu Ende - nicht so für die Österreichische Polizei. Auf Basis des seit 1997 in Kraft getretenen Gewaltschutzgesetzes verhängt die Exekutive vor allem über Männer, die im häuslichen Bereich aggressiv werden, monatlich allein in der Bundeshauptstadt mehr als 160 Betretungsverbote für Wohnungen. "Damit wird an die meist männlichen Gefährder ein klares Signal gegeben, dass Gewalt in der Familie keine Privatsache ist", so Gerald Max von der Bundespolizeidirektion Wien bei einer Pressekonferenz am Dienstag.

Vorallem Ehemänner

Die Hälfte der Betretungsverbote wurde im Jahr 2003 über Ehepartner verhängt, 25 Prozent über Lebensgefährden und weitere 25 Prozent über ehemalige Partner und "Sonstige". Waren es im vergangenen Jahr in Wien noch rund 1.700 verhängte Betretungsverbote, sind es heuer bis Oktober bereits mehr als 1.600. Diese Tatsache sei jedoch weniger auf die erhöhte Gewaltanwendung im häuslichen Bereich, sondern vielmehr auf die stärkere Sensibilisierung der Bevölkerung und die intensivere Anwendung dieser Weisung durch die Exekutive zurückzuführen, meinte Polizeipräsident Peter Stiedl. Immer häufiger würden etwa NachbarInnen, Bekannte oder die betroffenen Frauen selbst bei gewalttätigen Zwischenfällen die Polizei alarmieren, die dann zur ersten Dämpfung der Aggressionswelle an Ort und Stelle das so genannte zehntägige Betretungsverbot verhängt.

Übergriffe: keine Privatsache

Ziel ist es, Frauen mehr Sicherheit und Schutz zu gewähren und Männern ein klares Signal zu geben, dass Übergriffe im familiären Bereich keine Privatsache sind. Auch präventiv soll diese Streitschlichtung von Seite der Exekutive vor Ärgerem schützen. Dass man auf dem richtigen Weg ist, zeige laut Stiedl zum Beispiel die Tatsache, dass von 15 Morden, die bis zum Oktober 2004 in Wien verübt wurden, lediglich drei im familiären beziehungsweise partnerschaftlichen Bereich geschehen sind. Im Jahr 2003 waren es noch neun von 13.

Gewaltschutz-Gesetz wirksam

Die größte Herausforderung für die betroffenen Beamten sah Stiedl darin, dass sie in sehr tiefe oder verfahrene familiäre Strukturen eingreifen und je individuell prüfen und entscheiden müssten, wie der Schutz für das Opfer bestmöglich gewährleistet werden kann. Das Gewaltschutzgesetz und dessen Anwendung mache daher auch einen wichtigen Teil in der Grundausbildung aus, betonte Peter Goldgruber von der Bundespolizeidirektion Wien. In diesem Zusammenhang wurden am Dienstag in Anschluss an die Pressekonferenz neun MitarbeiterInnen der Wiener Polizei geehrt, die sich im "Kampf gegen Gewalt an Frauen" verdient gemacht haben. (APA)