Diesen Servierwagen (2002 "im kinsky" für 2600 Euro zugeschlagen) entwarf Carl Auböck 1953.

Foto: Katalog
Das soll sich ändern: Kommende Woche wird der lang erwartete Werkstatt-Katalog präsentiert.


Wien - Insider wissen längst um den formalen und künstlerischen Wert dieser mittlerweile in vier Generationen entworfenen und ausgeführten Werkstattarbeiten. Zum Vergleich: Vergangene Woche gelangten "im Kinsky" 15 Auböck-Positionen zur Versteigerung, lediglich vier wechselten für einen Nettogesamtwert von 1780 Euro den Besitzer. Im März 2004 offerierte das auf Design spezialisierte US-Auktionshaus Wright 19 Objekte, von denen kein einziges unverkauft blieb.

Im Gegenteil, einige der Stücke vervielfachten die angesetzten Taxen. Darunter eine Garderobe von 1948, die statt der erwarteten 1500 bis 2000 stolze 5500 Dollar einspielte, eine Stehlampe aus derselben Zeit, die bis auf 4750 angesteigert wurde, oder ein Paar Kerzenhalter mit Hornschirmen, für das erst bei 3250 Dollar der Hammer fiel. Die Faszination für Auböck-Objekte liegt im innovativen Output dieses Designstudios, das mit der Teilnahme an der Mailänder Triennale zwischen 1941 und 1954 mit nicht weniger als vier Goldmedaillen ausgezeichnet wurde.

Die Firmengeschichte reicht in das späte 19. Jahrhundert zurück. Damals war man auf Ziseleurarbeiten spezialisiert. 1912 erwarb Firmengründer Karl Heinrich den heutigen Firmensitz in der Bernardgasse 23. Und damit lag die Werkstätte strategisch im Herzen der Wiener Metallverarbeitung. Im 6. und 7. Bezirk zählte man damals 202 solcher Handwerksbetriebe, und jedes Frühjahr kamen die amerikanischen Einkäufer und bestellten ihren Bedarf an kunsthandwerklichen Gegenständen. Die Auböcks produzierten damals vorwiegend Wiener Bronzen.

Nach dem Tod des Vaters übernahm Carl 1926 die Geschäftsführung und begann die Produktpalette zu erweitern. Bis 1930 schuf er ca. 200 Objekte, vorwiegend vernickelte Messinggegenstände. Anfänglich mögen diese Produkte noch in der formalen Nähe der Werkstätte Hagenauer entsprochen haben. Bedient wurde vorwiegend der US-Markt, weshalb Stücke aus den 20ern zumindest hier zu Lande als Raritäten gelten.

Erst mit der Weltwirtschaftskrise 1929 wandte sich Auböck dem europäischen Markt zu. Das Entwurfs- und Produktionsvolumen war damals freilich gering: 1930 bis 1935 entstanden nur gut 100 Objekte. Mitte der 30er-Jahre verlagerte Carl Auböck den Hauptanteil der Produktion auf eigene Entwürfe. Stilistisch hatte er sich bereits von den Produkten der Werkstätte Hagenauer entfernt. Hinzu kam - neben der Verchromung von Messinggegenständen - die Verwendung neuer Materialien wie Leder, Bambus, Bondot-Rohr und Horn.

Anfang der 40er-Jahre vollzog sich der entscheidende formale Wandel im Werk des Designers, und produktseitig kamen Möbel hinzu, darunter Einzel- oder Serienstücke wie der Servierwagen von 1953 oder auch Exportschlager wie der Baumtisch. Viele dieser Entwürfe kann man seit Jahren in der Gumpendorfer Straße bei Lichterloh bewundern, wo es auch Stücke der zweiten Carl-Auböck-Generation gibt. Aktuell etwa den von Carl junior (1924-1993) entworfenen Safarisessel (1700 Euro) oder Lampenentwürfe wie das wahlweise als Steh- (525 Euro) oder Tischlampe (325 Euro) erhältliche Modell Nonne von 1953/54.

Carl (der jetzige) fand in Lichterloh sowohl einen Kooperationspartner für künftige Designambitionen als auch den passenden Rahmen für die Präsentation des Werkkatalogs. Und diese Veranstaltung ist für Sammler insofern ein heißer Tipp, als man hier auf eine Vielzahl von bekannten und weniger bekannten, jedenfalls verkäuflichen Stücken treffen wird. Preisklasse: von 20 bis 2000 Euro. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.12.2004)