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Nikolaus Harnoncourt
Das Großwerk des Italieners wird regiert von der Heiligen Zweieinigkeit der Theatergötter Kitsch und Pathos. Meint man schon in den ersten, zuckerwattezarten Requiem-Takten Violetta ihrem Ende entgegenhüsteln zu hören, so braust im Dies Irae die musiktheatralische Windmaschine, zuckt bühnenkünstliches Blitzlicht aus der Partitur. Verdis kunstvoll komponierte Schrecknisse sind solche der Äußerlichkeit - sie erschüttern hauptsächlich das Ohr, kaum das Herz, nie die Seele. So war denn auch das Äußerste an Schmerz, was einem bei der Konfrontation mit dem Todesopus widerfuhr, jener akustische der wilden Piccoloflötentöne im Dies Irae.
Aber auch die restlichen Philharmoniker gaben sich selbstlos hin und dienten unter den segnenden Händen Nikolaus Harnoncourts so, wie man es sich von ihnen erwartet: erstklassig. Mit klarer Empfindsamkeit, mit biegsamer Haltung sang und klang der Arnold Schönberg Chor. Im Solistenquartett erwischte Bernarda Fink einen sensationellen Vormittag, Eva Mei und Ildebrando d'Arcangelo tönten werkadäquat dramatisch-emphatisch, und Michael Schade wird hier sowieso außer Konkurrenz geführt: ein Engel auf Erden.
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.12.2004)
Nikolaus Harnoncourt, der am 6. Dezember seinen 75. Geburtstag gefeiert hat, wurde Mittwoch Nachmittag zum Ehrenmitglied der Wiener Philharmoniker ernannt. Dabei bekam der nicht nur von Philharmoniker-Vorstand Clemens Hellsberg die Ehrenurkunde überreicht, sondern musste auch 75 Kerzen einer Geburtstagstorte ausblasen. Harnoncourt ist das 46. Ehrenmitglied in der Geschichte des Orchesters.