Identifikation im Anfangsstadium
"Die Identifikation mit dem neuen Europa befindet sich in Österreich noch im Anfangsstadium und ist nicht gefestigt", schreibt Studienautor Franz Birk in der Studie. Politiker und die Medien würden das Misstrauen der Menschen gegenüber der EU durch "unsachliche und populäre Argumente" nähren. Sei die Einstellung zur Union insgesamt "relativ negativ", so gebe es eine positivere Einstellung gegenüber der europäischen Währung, dem Euro.
"Das bemerkenswerteste Exempel an dauerhafter Meinungsbeeinflussung ist wohl der Sanktionen-Mythos, der selbst noch bei überzeugten Europäern Glaubensgut ist", befindet der Soziologe Ernst Gehmacher. Man könne auch nicht sagen, dass die meisten EU-Skeptiker der älteren Generation angehören würden. Der Populismus gegen die EU sei nicht auf eine Partei reduziert, aber es sei nicht zu leugnen, dass die meisten EU-Kritiker FPÖ-Wähler seien. Grüne verstehen ihre Partei als Europafraktion - trotz Kritik an der europäischen Umweltpolitik.
Erwartete Nachteile liegen vor Vorteilen
Bei der Frage nach der allgemeinen Zufriedenheit ergibt sich ein Bild von zwei Lagern, das seit Jahren gleich geblieben sei: so äußern sich 32 Prozent aller Befragten "zufrieden/sehr zufrieden" mit der Union, dagegen ebenso 32 Prozent "unzufrieden bzw. sehr unzufrieden". Die persönlichen Nachteile würden für die österreichische Bevölkerung gegenüber den Vorteilen überwiegen.
Der freie Personenverkehr, die gemeinsame Währung und die Friedenschance in Europa wird als positiv bewertet, die Preissteigerungen, die Belastung durch den Transitverkehr, sowie die zunehmende Kriminalität geht auf das Negativkonto. Ein weiteres Ergebnis besagt, dass der "Souveränitätsmythos" in Frage gestellt wird. Dies kommt dann zum Tragen, wenn von österreichischer Seite gegenüber der Europäischen Union, ihren Mitgliedstaaten und unseren Nachbarstaaten Ziele angestrebt werden, bei denen von vornherein zu erkennen ist, dass sie nicht erreicht werden können. Beispiele dafür wären die Themen Benes-Dekrete, Transitregelung, oder grenznahe Kernkraftwerke.
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