Islamabad - Die unabhängige Menschenrechtskommission in Pakistan hat eine schlechte Menschenrechtsbilanz für das Land gezogen. Bei der Vorlage des Jahresberichts 1999 eine Woche vor dem Besuch von US-Präsident Bill Clinton sagte der Vorsitzende Asma Khattak am Mittwoch, die Machtübernahme des Militärs im Oktober sei ein "schwarzer Tag" gewesen. Die neuen Militärmachthaber seien aufgefordert worden, einen Fahrplan zur Rückkehr zur Demokratie vorzulegen. In dem Bericht wird vor allem die rechtlose Lage der Frauen und der Missbrauch von Kindern kritisiert.Legitimer Mord innerhalb der Familie Mehr als 1000 Frauen wurden laut dem Bericht der Menschenrechtskommission im vergangenen Jahr allein deswegen getötet, weil sie ihrer Familie "Schande" bereitet hätten. Diese Tötungen um der angeblichen "Familienehre" wegen seien in erster Linie von Brüdern und Ehemännern begangen worden. Viele Teile der moslemischen Gesellschaft betrachteten weiterhin jede eigenständige Äußerung einer Frau als Schande, deren Tilgung nur mit der Beendigung des Lebens der angeblich Schuldigen möglich sei. 1999 sei von "Nachrichten über anwachsende Gewalt gegen Frauen, Drohungen zur Beschneidung ihrer legalen Rechte in Familienangelegenheiten und dem Mangel an Fortschritten in ihren politischen und wirtschaftlichen Rechten" gekennzeichnet gewesen, hieß es in dem Bericht. Zudem lebe jede zweite Frau an oder unter der Armutsgrenze, während es beiden Männern nur jeder dritte sei. Der Bericht spricht auch das Problem der Kinderarbeit von schätzungsweise 15 Millionen Jungen und Mädchen an. Missbrauch von Kindern von zehn Jahren und jünger sei das verschwiegendste Verbrechen. Es existiere auch auf kommerzieller Basis. Eine frühere Vorsitzende der Menschenrechtskommission, die jetzt Berichterstatterin für die UNO ist, sagte, die Militärmachthaber seien um eine Liste derjenigen gebeten worden, die beim Putsch im Oktober verhaftet worden seien. Ein Antwort der Regierung unter Pervez Musharaf habe man nicht erhalten. Präsident Clinton hat in das Programm seiner Asien-Reise auch Pakistan aufgenommen. Er wird am 25. März aus Indien kommend in Islamabad erwartet. (Reuters)