Zwei zu jener Zeit amtierende Staatspräsidenten verdanken österreichischen Ärzten ihr Leben, ein wahrscheinlich künftiger ebenso. Im April 1998 erlitt das tschechische Staatsoberhaupt Václav Havel während eines Erholungsurlaubs in Tirol einen Darmdurchbruch und wurde in mehrstündiger Operation von Chirurgen der Innsbrucker Universitätsklinik gerettet.

Ebenfalls nach einem Darmdurchbruch, der von den Ärzten in Bratislava nicht adäquat behandelt worden war, wurde der slowakische Präsident Rudolf Schuster im Juni 2000 nach Innsbruck geflogen. Die Notoperationen und die folgende Therapie waren erfolgreich; Schuster bezeichnet Innsbruck seither als seinen zweiten Geburtsort. Zwei Jahre später kam Schuster mit einer mysteriösen Erkrankung ins Wiener AKH. Der von Schusters Familie geäußerte Verdacht einer Vergiftung wurde von den Ärzten zwar nicht ausgeschlossen, aber als sehr unwahrscheinlich bezeichnet. Nach zweitägiger Behandlung konnte Schuster seine Amtsgeschäfte in Bratislava wieder aufnehmen.

War Havels Einlieferung in die Innsbrucker Klinik noch ein - glücklicher - Zufall, weil es sich um das nächstgelegene Spital mit entsprechenden Kapazitäten handelte, so spielte im Fall Schusters Bundespräsident Thomas Klestil eine entscheidende Rolle: An ihn hatten sich die Angehörigen des slowakischen Präsidenten mit der Bitte um sofortige Behandlung in Österreich gewandt. Die Wiener Präsidentschaftskanzlei alarmierte daraufhin die Innsbrucker Klinik.

Die Pflege der Beziehungen zu seinen Amtskollegen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa war eine außenpolitische Priorität Klestils. Das von ihm initiierte Präsidententreffen fand erstmals 1993 in Salzburg mit Havel, Richard von Weizsäcker (Deutschland) und Arpád Göncz (Ungarn) statt. Im Laufe der Jahre wurde die Runde immer größer. Auf Wunsch Klestils stieß auch der ukrainische Staatschef Leonid Kutschma dazu.

Wegen der umstrittenen Amtsführung Kutschmas und dessen undurchsichtiger Rolle im Fall des ermordeten Journalisten Georgi Gongadse erntete Klestil dafür auch Kritik. Die damals aufgebauten Kontakte und Beziehungen dürften jetzt aber auch Kutschmas einstigem Regierungschef und späterem Widersacher Viktor Juschtschenko zugute gekommen sein. (Josef Kirchengast/DER STANDARD, Printausgabe, 14.12.2004)