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Foto: AP/Sekretarev

Kiew - Die ukrainische Oppositionsbewegung hat eine Hymne, und diese Hymne ist ein Rap. "Zusammen sind wir viele - man wird uns nicht besiegen", schallt es seit Wochen zu Hip-Hop-Beat ohne Pause im Zentrum von Kiew. Ist es mal still, fangen die Demonstranten von alleine an zu singen. Selbst Rentner tanzen mit. Und das "Tak!" ("Ja!") zu Oppositionsführer Viktor Juschtschenko wird besonders beherzt mitgebrüllt.

Die Hit-Produzenten

Ausgelöst haben diese Euphorie, die inzwischen auch andere Landesteile erfasst, zwei zuvor kaum bekannte Musiker aus der Westukraine. Roman Kalyn (36) und sein vier Jahre jüngerer Kollege Roman Kostjuk können es bis heute kaum fassen. "Wir wollten nur unseren politischen Standpunkt zum Ausdruck bringen", sagt Kalyn stirnrunzelnd. Und nun sei eine "Volkshymne" daraus geworden. Der Traum jedes Musikers, einen absoluten Hit zu landen, habe sich für sie erfüllt - ohne auch nur einen Cent Werbeausgaben. Seit acht Jahren machten die beiden schon Musik zusammen - und schlugen sich zuletzt als Auftragsschreiber für Songs und Jingles durch.

Sie selber müssen aber erst noch so richtig berühmt werden. An den Demonstranten in Kiew, die ihren Song singen, gehen sie jedenfalls heute noch vorbei, ohne erkannt zu werden. Kaum einer kennt auch den Namen ihrer Band Gryndzholy. In Kiew verhandeln sie nun zum ersten Mal über einen Plattenvertrag. Von einem Video ist auch die Rede. Bisher gab es den Song nur im Internet. Der Triumph von "Nas Bagato", wie das Lied auf ukrainisch heißt, ist auch ein Zeichen für eine Revolution im Musikgeschäft.

Spontan entstanden

Verdient haben die beiden an ihrem erdrutschartigen Erfolg nichts. "Keiner hat an Geld gedacht dabei", sagt Kostjuk. Binnen vier Stunden hatten sie ihren allerersten Rapsong geschrieben und im eigenen kleinen Studio aufgenommen, zusammengesetzt vor allem aus Parolen der Opposition: "Nein zur Fälschung, Nein zu Lügen, Juschtschenko ist unser Präsident". Den Hintergrundgesang lieferten Mitarbeiter einer Rundfunkstation, bei der sie in der Stadt Iwano-Frankiwsk arbeiten.

Dem beginnenden Star-Rummel begegnen die beiden etwas ratlos. Sie wissen, dass sie jetzt zum ersten Mal mit ihrem Leben mit so etwas wie Erfolgsdruck konfrontiert sind. "Wir haben versucht, nochmal einen Hip-Hop-Song zu schreiben - aber es will irgendwie nicht mehr funktionieren", beklagt sich Kalyn. Bisher komponierten sie lieber Reggae und Pop, Lieder über Liebe und Frauen und gute Laune. Auf den Abstecher in die Politik sind sie aber stolz. "Wir haben Geschichte geschrieben", weiß Kalyn.(APA/dpa)