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Rendering des Projekts für ein multifunktionales Gebäudes in der Grazer Burggasse 15, entworfen von Zaha Hadid

Foto: APA/ ZAHA HADID ARCHITECTS
Graz - "Es war nicht ganz leicht, Frau Hadid dazu zu bringen, ihr Herzblut hier zu vergießen. Wir sind glücklich es geschafft zu haben", freut sich Hannes Sorger von der Projektagentur "denkbar & so". Denn die weltberühmte Architektin Zaha M. Hadid, die heuer als erste Frau überhaupt mit dem renommierten Pritzker-Preis ausgezeichnet wurde, ist andere Dimensionen gewohnt als jene bescheidenen 450 Quadratmeter einer Baulücke in der denkmalgeschützten Grazer Altstadt.

Auf dem Grundstück Ecke Einspinnergasse/Burgasse stand bis vor einem Jahr jenes Biedermeierhaus, das Jahrzehnte lang die Adresse des Künstler- und Studentenlokals "Kommod" war. Als das Haus zu verfallen drohte und der Besitzer, die "Wegraz", es abreißen wollte, protestierten Denkmalschützer.

Nun scheint die Geschichte - zumindest architektonisch - ein glückliches Ende gefunden zu haben. Denn das Projekt Hadids, das sich gegen zehn Mitbewerber (darunter auch Coop Himmelb(l)au) durchsetzte, ist eine "spannende, zeitgemäße Antwort auf das gründerzeitliche Nachbarhaus", zitiert Sorger die Begründung der Jury mit ihrem Vorsitzendem, dem italienischen Architekten Massimiliano Fuksas. Die Projekte von Klaus Kada und Ernst Giselbrecht belegten gemeinsam Platz zwei.

Zaha Hadid griff die historische Lochfassade des angrenzenden Gebäudes, dessen Fenster markant betont sind, als Thema mit auffallend breiten, nach außen gestülpten Fenstern auf und übertrug sie in die Gegenwart. Ihr Entwurf soll 2006 realisiert sein.

Künstlerbleibe

Der multifunktionelle, viergeschossige Bau soll im ersten Untergeschoss einen vielseitig bespielbaren Saal, einen Wellnessbereich, ein Restaurant und - in den oberen Stockwerken - ein so genanntes Boardinghouse beherbergen. Dieses soll Langzeitgästen der Stadt, etwa Schauspielern oder Künstlern die mehrere Monate an einem Projekt arbeiten, als Bleibe dienen.

Der Plan der aus dem Irak stammenden und in Wien und London lehrenden Britin vereint aber nicht nur viele Geschäftsbereiche unter einem Dach, er überzeugte auch die heterogene Jury. In ihr saßen Stadtplaner, Vertreter der Architektenkammer, Grundstückseigentümer und Wegraz-Geschäftsführer Reinhard Hohenberg und die Altstadtkommission. Sorger ist zufrieden: "Die Motivlage war bei allen Parteien sehr unterschiedlich, aber bei diesem Projekt haben sich alle getroffen." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.12.2004)