Verantwortung der nationalen Regierungen
Für Konrad, seit Mai dieses Jahres Sonderbeauftrage für Menschenhandel bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, liegt die Verantwortung für die Bekämpfung von Menschenhandel in erster Linie bei den nationalen Regierungen. "Die Regierungen müssen Strukturen aufbauen, die weitläufige Kooperationen möglich machen." Notwendig sei auch die Einbindung der Zivilgesellschaft, jedoch dürfe das Problem nicht gänzlich auf Nichtregierungs-Organisationen (NGOs) abgewälzt werden.
Abschiebung keine Lösung
Die Voraussetzung für das Funktionieren der internationalen Zusammenarbeit sei, dass es in den Ländern wirksame Gesetze gegen Menschenhandel gebe, meinte Konrad. Die Abschiebung von Opfern würde das Problem nicht lösen, da 50 Prozent der abgeschobenen Opfer wieder zurückkommen würden. Das Phänomen sei nicht gleichzusetzen mit Menschenschmuggel oder illegaler Immigration. "Es ist eine Kette, die irgendwo beginnt. Den 'typischen Menschenhändler' gibt es selten."
"Ware Mensch"
Menschenhandel sei ein Geschäft, das unglaublich viel Geld bringe und auch den Drogenhandel übertreffen könnte, "weil die 'Ware Mensch' mehrmals verwendbar ist", so Konrad weiter. Älteren Schätzungen zufolge seien weltweit 800.000 bis zwei Millionen Menschen Opfer von Menschenhandel, davon bis zu eine Million Kinder. Opfer kämen auch aus der "alten EU" - hier gebe es nach Schätzungen etwa 3.000 kriminelle Organisationen, die über die Grenzen hinaus agieren würden. Basierend auf den Aktionen der Regierungen müsse man daher "über die Grenzen hin Strukturen aufbauen."
"Nexus-Institut" geplant
Als konkrete Vorhaben nannte die OSZE-Sonderbeauftragte neben dem Ausbau internationaler Netzwerke von Regierungen und NGOs auch die Einrichtung eines "Nexus-Instituts" in Wien, um die Forschungsarbeit im Bereich des Menschenhandels zu verbessern. Geplant sei, dass bestehende Einrichtungen, darunter etwa das Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte, in dem neuen Institut zusammenarbeiten. Auch "nationale Berichterstatter", die über die Situation in ihrem Land berichten, werden laut Konrad ins Auge gefasst.
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