Denn "Lillis Supercoup" ist großartig. Witzig wie "Olfi Obermeier und der Ödipus", lakonisch wie "Ein Mann für Mama", detailgenau in den Alltagsbeschreibungen wie "Villa Henriette" - und bevor wir jetzt noch weiter sehr beliebig Glanzstücke aus dem bisherigen "Werk" von Christine Nöstlinger herbeizitieren, sagen wir einfach: "Lillis Supercoup" vereint einmal mehr alle Qualitäten der österreichischen Andersen- und Lindgren-Preisträgerin. Und zu den nicht geringsten Qualitäten Nöstlingers zählt: Augenhöhe. In diesem Fall eben einmal mehr: Die Augenhöhe von Teenagern, und in der erfährt man nicht zuletzt einiges darüber, wie das so ist mit den modernen Menschen im Österreich des einsetzenden 21. Jahrhunderts. Schularbeitenstress zum Beispiel - und die darin sich plötzlich ergebenden Chancen, Mitschüler zu unterstützen. Oder: karrierebewusste Mütter. Oder: Liebe, Freundschaft und die feinen Unterschiede.
Oder, typisch Nöstlinger, man liest Beschreibungen wie die, "dass weder meine Mama noch mein Papa, und ich schon gar nicht, vernünftig und sparsam Koffer packen können. Wir stopfen lieber unser Auto mit all dem Kram voll, den wir im Urlaub eventuell brauchen könnten, und da ist allerhand dabei, was man in einem Flieger schwer transportieren kann. Zumindest habe ich auf dem Flughafen vor dem Check-in noch nie Leute mit Sonnenschirmen, Kühlboxen und Schlauchbooten samt Paddeln gesehen."
Alltag wie dieser, und sei er noch so ungeheuer und ungeheuerlich, interessiert in der Regel die renommierten Erzählerinnen und Erzähler unseres Landes kaum, egal, ob sie nun Drehbücher für Filme verfassen oder Romane schreiben oder was auch immer. Und erst recht wird er von jenen Autoren übersehen, die im Zuge von Jugendbuchserien eher Fantasy und Abenteuer forcieren. Christine Nöstlinger ist dafür, wie sie manchmal sagt, zu einfallslos. Aber andererseits beschreibt sie die Lebenswelt ihrer Heldinnen und Helden derart gut, dass man fast sagen möchte: Und jetzt bewahrt uns vor allem, was noch ein Einfall ist!