Foto: Fischerfilm
Wien - Fräulein Phyllis (Sophie Rois) lebt bei Mutti auf dem Sofa in den Tag hinein. Eines Nachts macht sie bei einem Ausflug zum nächsten Würstelstand die Bekanntschaft eines Schauspielers (Bernhard Schütz), der sich bei einer Ärzte-Soap als Kleindarsteller durchschlägt. Und aus dieser Begegnung, die zunächst primär eine Liebesgeschichte verspricht, erwachsen vor allem Letzterem ungeahnte Probleme.

Phyllis ist nämlich eine eigenwillige Mischung aus Kindfrau und Femme fatale. Sie ist eine Meisterin der Manipulation und entwickelt scheinbar mühelos Problemlösungsstrategien, die jeweils vor allem die eigene Unversehrtheit gewährleisten. Phyllis macht sich zudem mit Leichtigkeit fremde Schicksale und Erzählungen zu eigen - betrauert den Krebstod der quicklebendigen Mama oder beschwört in den Worten eines zivilisationsmüden Barkeepers traditionelle Gesellschaftsgefüge.

Alltagsbosheiten

Eine Zeit lang macht es durchaus Spaß, etwa der Heldin und ihrer Mutter (Herta Schell) bei deren kleinen Geplänkeln und Alltagsbosheiten zuzusehen. Andere Filme bauen aus vergleichbaren Vorgaben Psychodramen - der deutsche Regisseur Sören Voigt beispielsweise hat ein ähnlich anpassungsfähiges Identitätskonzept wie jenes der Titelheldin in Identity kills (2003) zur beklemmenden Studie eines Persönlichkeitsverlustes gewendet.

Regisseur und Autor Clemens Schönborn pflegt mit Fräulein Phyllis dagegen einen spielerischen Umgang mit diesen Ingredienzien. Anstatt sich jedoch auf das (komische) Potenzial von Hauptdarstellerin und Figur zu konzentrieren, verzettelt sich der Film leider zunehmend im Fahrwasser der schwarzen Komödie, die er nebenbei auch noch sein will. Leichen pflastern Phyllis' Weg: Drei Verkehrstote gibt es zu verzeichnen, und ein Anwärter auf die Todesstrafe geht auf ihr Konto.

Außerdem kommt der Film mit seiner Hauptdarstellerin - vor allem akustisch - nicht zurecht: Das bemerkenswerte Register der rauen, dann wieder fast kippenden Rois-Stimme wirkt im Kinokontext mit seinen tendenziell geglätteten Sprechweisen schnell wie ein störender Fremdkörper und im Einsatz nicht immer ganz trittsicher. Auch hier hätte man sich eine konzentriertere Arbeit mit den vorhandenen Möglichkeiten gewünscht (und statt dessen auf manchen vordergründigen Schmäh gerne verzichtet). So lässt dieser Film zu viele Wünsche offen. (DER STANDARD, Printausgabe, 21.12.2004)