Wien - Was vielfach erwartet wurde, ist nun quasi amtlich. Wie dem STANDARD am Dienstag vorab bestätigt wurde, nehmen die Wirtschaftsforscher am Mittwoch ihre Prognose für die Konjunktur im kommenden Jahr zurück.

Statt der bisher erwarteten 2,5 Prozent Wachstum, von dem auch die Budgetplanung des Finanzministeriums ausgeht, revidiert das Wifo seine Erwartung für 2005 auf 2,2 Prozent nach unten.

Auch IHS-Chef Bernhard Felderer bestätigt die Revision nach unten. Hauptgrund ist die unerwartet massive Euro-Aufwertung, respektive Dollar-Abwertung. "Das kostet Wachstum, wir bleiben aber über zwei Prozent", so Felderer zum STANDARD.

Weniger Wachstum

Die positive Nachricht daran ist, dass damit das Wirtschaftswachstum im Jahr 2005, wenn auch schwächer als erhofft, so doch etwas kräftiger ausfällt als heuer. Von einem Aufschwung will freilich niemand mehr sprechen. Felderer: "Das ist eine weitere Verfestigung der Konjunktur, eine Verstärkung der Auftriebskräfte."

Das nun vorliegende dritte Quartal 2004, in dem die Wirtschaft exportgetrieben um 2,7 Prozent zum Vorjahr wuchs, täuscht trotz der Freude von Finanzminister Karl-Heinz Grasser und Vizekanzler Hubert Gorbach etwas über die tatsächliche Konjunktur hinweg.

Über das Gesamtjahr gerechnet wird sich nämlich an der Prognose für 2004 von 1,9 Prozent nichts mehr ändern. Der Grund ist: Das erste Quartal war besonders schwach (plus 1,2 Prozent) ausgefallen, und auch das vierte Quartal wird wieder schwächer erwartet, so Wifo-Ökonom Marcus Scheiblecker.

Im Vergleich zum Wachstum von nur 0,3 Prozent im Durchschnitt der Eurozone macht sich die Wachstumsrate für das dritte Quartal in Österreich naturgemäß positiv aus. Scheiblecker erklärt dies aber mit einem zeitlichen Nachhinken der österreichischen Konjunktur.

Auch Deutsche runter

Für Deutschland senkten am Dienstag sowohl das Münchner Ifo-Institut als auch das Hamburgische Weltwirtschaftsarchiv (HWWA) ihre Prognosen für 2005.

Das HWWA erwartet 2005 nur noch ein Wachstum von 0,9 Prozent, das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) von 1,2 Prozent. Zuvor hatten bereits drei Institute ihre Erwartungen für Österreichs wichtigsten Handelspartner zurückgeschraubt.

Damit ist das gemeinsame Herbstgutachten der sechs führenden Institute nur zwei Monate nach seiner Veröffentlichung Makulatur. Darin waren noch 1,5 Prozent Wachstum erwartet worden. Die deutsche Bundesregierung bekräftigte trotzdem ihren optimistischeren Konjunkturausblick. (Michael Bachner, DER STANDARD Printausgabe, 22.12.2004)