Venedig - Erstmals in Venedig kann man in der ursprünglichen Reihenfolge den Bilderzyklus von Vittore Carpaccio (ca. 1450-1525) bewundern, einem der faszinierendsten Künstler der venezianischen Renaissance. Bisher waren seine Werke in italienischen und ausländischen Museen verstreut. Eine Gelegenheit, sich in Carpaccios Kunst zu vertiefen, bietet die bis 13. März geöffnete Ausstellung "Carpaccio, Maler von Geschichten" in den Gallerien dell'Accademia in Venedig.

Sakrale Zyklen

Vittore Carpaccio wurde in Venedig 1490 bekannt, als er das erste von neun Bildern des Zyklus der Heiligen Ursula malte. Bis 1520 schuf er weitere vier Zyklen, in denen er die Wunder und das Leben der Heiligen erzählte: Das Kreuzwunder auf der Brücke von Rialto, Legenden aus dem Leben der Mutter Gottes, des Heiligen Stefans, der Heiligen Girolamo, Georg und Tirone.

In den Gallerien dell'Accademia sind sechs Gemälde mit den Geschichten aus dem Leben der Mutter Gottes zu sehen, die 1504 für die Schule degli Albanesi entworfen wurden. Zu bewundern sind auch vier Bilder mit Legenden aus dem Leben des Heiligen Stefan (1511-1520). Sie stammen aus der Galleria Franchetti der Cá d'Oro, der Pinakothek von Brera, der Accademie Carrara von Bergamo, dem Louvre, der Stuttgarter Staatsgalerie und den Florentiner Uffizien. Interessant sind auch die neun Gemälde des Zyklus der Geschichten der Heiligen Ursula (1490-1495).

Carpaccio lebte und arbeitete in einer Übergangsphase für die venezianische Malerei vor dem 16. Jahrhundert. Seine Malerei verarbeitet die Tradition von Pisanello über Bellini, den Flamen bis Piero della Francesca. Carpaccio war ein sehr gebildeter Künstler, der einmalige Werke mit Persönlichkeiten Venedigs entwarf. Zu seinen wichtigsten Bildern zählt das bekannte Porträt eines Ritters aus der Sammlung Thyssen-Bornemisza. (APA)