Derzeit bei Essl ("Visions of America") und in der Albertina ("Alex Katz"), ab Mitte Jänner folgt das Kunstforum ("Willem de Kooning"). Ein Blick auf den Markt und seine Stars von Olga Kronsteiner


Fragt man nach der Nationalität jenes Malers, für den in der Kategorie "lebender Künstler" der höchste Auktionspreis erzielt wurde, selbsterklärend - es ist ein Amerikaner. Um genau zu sein handelt es sich um Willem de Kooning, der sich 1989 und damit zu Lebzeiten diesen Rekord an die biografische Fahne heften durfte.

Damals erzielte Sotheby's für das 1955 geschaffene Interchange stramme 20,68 Brutto-Millionen Dollar und setzte einen bislang unerreichten Meilenstein. Denn innerhalb der vergangenen 15 Jahre schaffte kein anderer amerikanischer Künstler diesen Rekord zu brechen, nicht einmal Andy Warhol. Dafür hat sich Mark Rothko in den vergangenen fünf Jahren beachtlich nach vorne gearbeitet und belegt mit dem jüngsten Zuschlag im reinen USA-Ranking immerhin Platz vier.

Sotheby's versteigerte seine 1954 entstandene Komposition im November dieses Jahres für den Künstlerrekord von 15,5 Millionen (netto) und sicherte ihm damit gleichzeitig - vor Gauguin, Modigliani und Mondrian - Platz vier in Liste der Auktionsrekorde 2004.

34 Millionen für Rothko Rothko ist fraglos einer der umsatzträchtigsten Künstler, wie die Statistik von 2003 belegt, als die beiden Auktionsgiganten Sotheby's und Christie's dem Käuferpublikum für zehn Arbeiten mehr als 34,18 Millionen € abknöpften. Und der Hype für die Kunst Amerikas dürfte sich fortsetzen, wie die soeben vom Marktanalysten Artprice für 2005 veröffentlichten Markttrends und bisherigen Steigerungsraten belegen. Seit 1990 wuchs der Index nach Stilrichtungen hier beachtlich: während die französischen Impressionisten ein Minus von 36 Prozent verbuchen, wuchs der Markt für die amerikanischen Kollegen um 164 Prozent, in der Kategorie Abstraktion um 85 Prozent oder bei Pop-Art um 123 Prozent.

Sogar im Segment der Kunst des 19. Jahrhunderts haben Amerikaner die Nase vorne: Die Schule von Barbizon wuchs innerhalb der letzten 14 Jahre gerade mal um acht Prozent, während sich die Kollegenschaft der Hudson River School um 248 Prozent steigern konnte. Die jüngere Sammlerklientel begeistert sich allerdings für Arbeiten amerikanischer Fotorealisten.

Das Kunsthaus Lempertz schaffte Anfang Dezember insofern eine Sensation für den kontinentalen Auktionsmarkt. Richard Estes Mayflower aus dem Jahr 1994 - eine Stadtlandschaft New Yorks mit einem raffiniert verspiegelten Ausschnitt Broadway, Ecke West 70th Street an einem sonnigen Wintertag - stieg über die angesetzten Taxen auf 329.000 €, die ein deutscher Sammler gegen einen amerikanischen Unterbieter gewährte. Im Vergleich dazu sind Arbeiten Cindy Shermans wahre Schnäppchen. In der Sammlung Essl befinden sich deren einige, die im Laufe der vergangenen fünf Jahre in Preisklassen von 10.000 bis 30.000 € den Besitzer wechselten. Für Untitled #106, eine Fotografie aus dem Jahr 1982, deponierte Karlheinz bei Sotheby's in New York umgerechnet knapp 22.000 €.

Marktführer

Und wer sind laut Marktführer Sotheby's die Bestseller? "Einerseits Klassiker wie Mark Rothko, Jasper Johns, Peter Halley, Donald Judd oder Jeff Koons", führt Helen Perkins vom Londoner Department an. Gefolgt von Künstlern wie Paul McCarthy, Bruce Naumann und Sol Le Witt aus der konzeptionellen Sektion oder Bill Viola.

Oder Arbeiten Tony Ourslers. Im Sommer 1999 erwarben Essls seine aktuell in der Ausstellung präsentierte Rauminstallation (Video/Ton) für etwas mehr als 29.000 Euro bei Sotheby's London. Generell geht der Trend allerdings wieder Richtung Malerei. Die Anzahl der Sammler steigt kontinuierlich, obwohl der Markt für zeitgenössische Kunst aus der Investment-Perspektive gesehen deutlichen Wertschwankungen ausgesetzt ist.

Ein gutes Beispiel hierfür ist Alex Katz. Von 1999 auf 2000 stieg sein Wertindex um 246 Prozent, von 2002 auf 2003 fiel er um 18 Prozent und verteilten die Auktionatoren 42 Arbeiten für "nur" rund 950.000 Euro. Damit befindet sich Katz im Index-Ranking an Position Nr. 309 - und damit von den Stars wie Mark Rothko (Nr. 5) meilenweit entfernt. Der Ende vergangener Woche verstorbene Pop-Art-Star Tom Wesselmann hält immerhin noch Platz Nr. 64. Den vorerst letzten fulminanten Auktionstribut erwies Christie's am 11. November im Rahmen der Post-War and Contemporary Art-Auktion: Bedroom Painting #49 aus dem Jahr 1983 wechselte für umgerechnet fast 134.000 Euro den Besitzer. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.12.2004)