Alles als irgendwie langweilig abqualifiziert
Unser Sex ist unter Druck geraten. Nicht durch irgendwelche Sittenapostel, weit gefehlt, so unsexy wie der moralische Zeigefinger ist heute höchstens noch eine in Lack und Leder gekleidete Domina. Es sind die aufgeklärten Dreißigjährigen, die alles gesehen und alles probiert und alles als irgendwie langweilig abqualifiziert haben. Sehen sie die Nackedeifotos eines Terry Richardson oder Juergen Teller, befällt sie ein unabwendbares Gähnen. Geraten sie in eine Sex-und-Moral-Debatte, können sie nur milde lächeln.
Unangenehme Nebengeräusche
Die Krise unseres Sex' ist eine Krise der zeugungsfähigen Jungspunde. Von jenen, die immer so anti-bürgerlich taten und sich angesichts schlechter Wirtschaftsdaten und einiger grauer Haare an den Schläfen jetzt selbst ins Boot setzen. Das erzeugt unangenehme Nebengeräusche. Und liefert jenen einen wunderbaren Rückhalt, die schon immer die Missionarsstellung als alleinigen Glücklichmacher hielten.
"Sex and the City" um eine halbe Drehung weiter geschraubt
Dabei war 2004 in sexueller Hinsicht gar nicht mal so übel: Johnny Depp wurde von Jude Law als der Mann mit dem größten Sex-Appeal abgelöst, Frauen verzichteten auf Cowboyhüte, bei Männern setzte sich die Intimrasur durch. Und die schönste Neuigkeit, die kam ausnahmsweise einmal nicht aus New York, sondern von der Westküste: Die unglaublich schicken Damen aus der "The L-Word"-Serie (hier zu Lande derzeit nur übers Internet beziehbar) als die legitimen, lesbischen Nachfolgerinnen von Carrie, Samantha, Miranda und Charlotte schrauben nämlich "Sex and the City" um eine halbe Drehung weiter.
Modell für Heterowelt