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Mahnmal und/oder Datencenter: Was mit, in, um und auf dem Flakturm im Augarten geschehen soll, ist weiterhin unklar - der Planer des Datencenterprojekts hofft auf die Aufhebung des Denkmalschutzes.

Foto: Archiv
Wolfgang Bleim wartet auf den Briefträger. Schließlich, erklärt Bleim im Gespräch mit dem STANDARD, habe er aus sicherer Quelle erfahren, dass "sein" Projekt im Bildungsministerium "durch" sei: Er warte nur auf den Bescheid von Elisabeth Gehrer - und werde dann die Baumaschinen anwerfen.

Im Frühjahr 2007 werde dann das "Datencenter Vienna" (DCV) den Betrieb aufnehmen. 10.000 Quadratmeter groß. 80 Millionen Euro teuer. Bombensicher - nicht zuletzt, weil es im runden Flakturm im Wiener Augarten entstehen soll. Genauer: wird. Bleim: "Der Denkmalschutz ist aufgehoben."

Die Sache hat nur einen Haken: Sie stimmt nicht. Davon, dass das Bildungsministerium - als letzte Instanz - Bleims Wünschen stattgegeben habe, weiß man ebendort nichts. Im Gegenteil: Noch vor 14 Tagen, erklärt ein Jurist des Bildungsministeriums, habe man dem Datenbunkerbetreiber gesagt, dass man "noch immer keine konkreten Unterlagen" habe. Eine Entscheidung, so der Beamte, sei "nicht absehbar".

Zweiter Turm

Doch jene Unterlagen, die der Projektbetreiber in den mittlerweile fast zwei Jahren (DER STANDARD berichtete im März 2003 erstmals von den Plänen) vorlegte, genügen, um Denkmalschützer und Grüne auf die Barrikaden zu treiben. Schließlich "mutierten" die Pläne, eines von außen - so Bleim Anfang 2003 - völlig unsichtbaren Projektes wie von selbst: Bald tauchte neben dem Bunker ein zweiter Turm auf. Mit Stiegenhäusern und Aufzügen. "Laut Bauordnung vorgeschrieben", bedauerte Bleims damaliger Sprecher. Überdies poppten Bürogeschosse aus dem Dach: Büroarbeit "unter Tag" sei schließlich nicht gesund, hieß es.

Hier war für die Denkmalschützer Schluss: Der Turm sei ein Mahnmal. Bauliche Änderungen, die diesen Charakter zerstören, seien abzulehnen.

Der Grünpolitikerin Cecile Gordon widerstrebt noch ein weiterer Aspekt: Um auch bei Stromausfällen zu funktionieren, brauche ein solcher Speicher etliche gigantische Dieselaggregate. Und die müssten, erklärt Christian Studeny - Managing Director des (weit kleineren) Datencenters interxion in Floridsdorf - "einmal im Monat drei Stunden, einmal im Jahr einen ganzen Tag" laufen: "Wir haben zwei Generatoren am neuesten Stand der Technik, aber da entstehen Krach und Abgase. Wir sind aus gutem Grund in ein Industriegebiet gezogen."

Davon will Wolfgang Bleim nichts wissen. Seine Notstromaggregate liefen "höchstens für Minuten", stünden im Inneren des Bunkers - und die Abgase würden über das Dach "verblasen": Ängste wären unbegründet. Das könne er beweisen, sobald die Anlage stehe - er warte nur noch auf den Bescheid. (Thomas Rottenberg/DER STANDARD; Printausgabe, 29.12.2004)