Wien/München - Zehn Jahre nach der Zulassung der ersten genetisch veränderten Lebensmittel sind all jene triumphal angekündigten Neuheiten der grünen Gentechnologie nicht eingetreten. Wie das Münchner Umweltinstitut berichtet, sind aus den verheißungsvollen News eher große Flops geworden.

Mehr Pestizide als zuvor

Dass Gentechnik den Einsatz von Pestiziden vermindert, kann bereits jetzt als falsch bezeichnet werden. Nach Informationen des Biotech-Net müssen bereits sechs Jahre nach dem ersten Anbau der genetisch veränderten Pflanzen 13 Prozent mehr Pestizide versprüht werden als zuvor. Auch der viel gepriesene insektenresistente Bt-Mais, der selbst ein Insektengift produziert, führt nicht zu einem geringeren Einsatz von Pestiziden.

Beim Raps ist es sogar dazu gekommen, dass durch Kreuzung der Raps selbst zu einem hartnäckigen Unkraut wird, das gegen alle Totalherbizide resistent geworden ist. Dazu kann der Samen 15 Jahre im Boden keimfähig bleiben. Als Unsinn hat sich auch die Aussage herausgestellt, dass Gentech-Pflanzen die Umwelt schonen. Nach einer Publikation des britischen Department of Environment wurden in einer Langzeitstudie massiv negative Folgen für die Biodiversität festgestellt. Es kam zu einer signifikanten Abnahme von Schmetterlingen in herbizidresistentem Raps und zu einer rapiden Verringerung von Blütepflanzen bei Gen-Raps und Gen-Zuckerrüben.

Erträge enttäuschend

Zu den größten Enttäuschungen zählt aber die viel gepriesene Ertragssteigerung der Gentechnik: In verschiedenen Studien waren die Ergebnisse eher nüchtern. Sowohl bei Soja als auch bei Raps und Zuckerrüben lagen die Erträge zwischen fünf und zehn Prozent unter den konventionellen Anbaumethoden.

Am schlimmsten war der Einbruch bei der transgenen Bt-Baumwolle in Indien: die Erträge brachen um 75 Prozent ein, die Qualität der Fasern war minderwertig. Nach Berechnungen des Saatgutherstellers Syngenta droht den Bauern außerdem ein Wertverfall von fast 20 Prozent pro Hektar Ackerland beim Auftreten resistenter Ackerkräuter. Auch ist der Hunger in der Dritten Welt mithilfe der Gentechnologie kaum zu stillen, wie zahlreiche Expertisen ergeben haben.

Sterben der natürlichen Spezies hält an

Zu dramatischen Nachrichten aus dem Bereich der Ökologie kam es auch wieder in diesem Jahr: Erneut stehen Hunderte Amphibien-, Schmetterlings-, Vögel- und Pflanzenarten vor dem Aussterben. In zahlreichen internationalen Studien wurde dere dramatische Schwund von Lebewesen beschrieben. Die Gründe dafür liegen einerseits in der Zerstörung der Lebensräume, bei Bioinvasoren, die lokale Arten massiv zurückdrängen, und in der globalen Erwärmung.

Obwohl der gesamte Bestand an Tier- und Pflanzenarten immer noch nicht erhoben ist, könnte die Situation eintreten, dass Spezies aussterben, ehe sie wissenschaftlich beschrieben wurden. Derzeit sind zahlreiche Expeditionen damit beschäftigt, die Meere - hier vor allem die Tiefsee - und ökologische Nischen wie etwa die Regenwälder Südostasiens nach neuen Spezies zu durchforsten. Forscher vermuten, dass in den bisher unentdeckten Lebewesen ein großes Potenzial für die moderne Medizin liegt. (pte)