Foto: M. Cremer

Es ist der 3. Januar, wir sind wieder zurück in Negombo in jenem Hotel, das 30 Meter vom Meer entfernt liegt und wie durch ein Wunder von den Fluten vollständig verschont blieb. Von den ehemals 300 Gästen sind neun geblieben, für jeden Touristen steht ein Kellner bereit, jeder Wunsch wird von den Augen abgelesen, nur essen muss man selbst.

In aller Munde ist eine Woche nach dieser alles verschlingenden Flutwelle ein Vorwarnsystem, das im südasiatischen Raum installiert werden soll. Hätte es Menschenleben gerettet? Sicherlich. Wären die Menschen gewarnt worden, 200 bis 500 Meter weg vom Strand ins Landesinnere hätten gereicht, um in Sicherheit zu sein.

Laut Tamilnet gab es sehr wohl ein System für seismologisches Monitoring, das vor eineinhalb Jahren aus Japan geliefert wurde und an der Peradeniya Universität installiert wurde. Seit zumindest drei Monaten sei es aber defekt gewesen, anderen Berichten zufolge wurde es nie in Betrieb genommen. Grund: Geldmangel. Stunden vor der Flutwelle wurde aus einer zentralen Provinz Sri Lankas über Erdbewegungen informiert, es gab aber keine Gegenbestätigung von der Abteilung für geologische Überwachung. Die Menschen hätten informiert werden können.

Und doch ist dies ein sehr elitärer Standpunkt, einer, der das Urlaubsland Sri Lanka aus den oberen Etagen der Hotels kennt, eine Sicht, die sich auf funktionierende Information verlässt. Trotzdem wir uns für einen Urlaub ohne Handy und Internet entschieden hatten, rettete uns das Vorhandensein von Telekommunikation vor dem Amoklauf des Meeres. Betroffen hat die Katastrophe vor allem aber jene, die auf Laken am Boden in Strandhütten schliefen, die nicht einmal wussten, dass das Element Wasser, das sie ernährt, sie in einer minutenschnellen Raserei auch verschlingen kann. Sie haben alles verloren – Familienangehörige, Hab und Gut und Vertrauen. Und vor allem hatten sie nicht die Wahl der Information.

Wenn Präsidentin Chandrika Bandaranaike Kumaratunga in ihrer Ansprache vom Neujahrstag meint, dass "Sri Lanka wie ein Phoenix aus der Asche auferstehen wird" bleibt zu hoffen, dass es weniger die mehrstöckigen Hotelanlagen sind, die Sri Lanka unwidersprochen auch braucht, sondern eine umfassende gerechte Verteilung von Bildung und Information für all jene Bewohner Sri Lankas, die 10.000 Rupien (100 $) pro toten Familienangehörigen erhalten. Es wird länger als ein Menschenleben dauern, bis Trauma und Trauer wieder einem Vertrauen weichen werden.