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REUTERS/Juergen Schwarz
+++Pro Von Karl Fluch

Eigentlich ist jedes Kondom lustig: Von wegen gefühlsecht. Haha! Ja, genau. Mann kann also behaupten, dass es sich beim Kondomhumor generell um eine Modifikation des schwarzen Humors handelt. Ob der strangulierenden Enge der Latexmütze könnte man auch von Galgenhumor sprechen. Wobei die Aufmunterung "Hängt ihn höher" die Grenzen der Gaudi aufzeigt: Schließen "hängen" und "höher" einander in diesem Fall doch eher aus. Die Hersteller solch überziehbarer Spaßkasperln meinen jedenfalls, dass Lust und lustig zusammenhängen. Ein gewagter Gedanke. Stellt man sich die Auswirkungen eines Lachkrampfs einer zu Liebenden vor, wenn diese eines einem Fußball oder einem kleinen Dinosaurier nachempfundenen Kondoms ansichtig wird. Manch strammer Goalgetter oder Drachentöter soll da schon sehr klein beigegeben haben.

Trotz dieser Vorbehalte sollte mann sich dem Spaß stellen. Sich über die eigene Männlichkeit an der möglichen Wurzel des Problems lustig machen zu können zahlt sich auf längere Sicht betrachtet nämlich aus. Denn mittels unterhaltsamer Kondome ein gelasseneres Selbstverständnis bezüglich Hugo zu entwickeln, kommt weit billiger, als sich für den Rest seines Lebens jährlich ein fettes Auto anzuschaffen, das mit viel Lärm und Gestank nur eines durch die Welt kutschiert: ein armes Zumpfi, das an einem humorlosen Besitzer baumelt. Und baumelt und baumelt und baumelt. Da steht ein richtiger Mann lächelnd drüber.

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Contra---
Von Leo Szemeliker

Etwas Prinzipielles gegen Kondome zu schreiben ist falsch. Das mag zwar die Outdoor-Machos beeindrucken, wäre aber dumm. Die Existenz und die Verwendung von Kondomen sind wichtig, was immer Rom dazu sagt ("Hindu, Taoist, Mormon spill theirs just anywhere, but God loves those who treat their semen with more care", so veräppelte schon Monty Python die Haltung der katholischen Kirche in dieser Frage). Also: Wer Quartier-, Midlife- und sonstige Krisen zu kompensieren versucht, indem er sich in Promiskuität übt, möge um seiner und der Welt Gesundheit willen das Gerät versiegeln. Das ist ein ernstes Thema.

Also nichts gegen den industriellen Nachfolger des Schweinedarms per se. Dass die technischen Errungenschaften der Kondomindustrie aber dafür missbraucht worden sind, um "lustige Kondome" zu fertigen, ist eine der großen Verirrungen des Postmaterialismus.

Kondome, die (angeblich) nach Erdbeeren schmecken, erfüllen ja noch einen Zweck, denn schmeckten sie nicht nach einer Frucht, würden sie nach Gummi schmecken (in welcher SM-Szene das erwünscht ist, entzieht sich meinem Wissen). Aber Hühner, Teufel, Kängurus, Bierkrüge, der Froschkönig, eine Trinkernase, ein Kaktus, der Eiffelturm oder die Freiheitsstatue? Als Kondomspitze??

Man reiße Scherze allerorten, aber bitte nicht nackt im Bett. Halt, ein einziges der abartigen Dinger würde ich lustig finden: ein Kondom mit der Kuppel des Petersdoms vorne. Aber auch nur ein Mal. (Der Standard/rondo/07/01/2005)