Innsbruck - Einen größeren Effekt von Chemotherapien für Eierstock-Krebspatientinnen erwartet sich der Vorstand der Frauenheilkunde an der Universität Innsbruck, Univ.-Prof. Christian Marth, durch den Einsatz von Interferon. "Wesentlich ist, dass der natürliche Wirkstoff weiße Blutkörperchen aktiviert und dadurch sogar Krebszellen angegriffen werden", erklärte der Gynäkologe, der eine österreichische Studie der Arbeitsgemeinschaft für Gynäkologische Onkologie über diese "Immuntherapie" vor kurzem bei einem Kongress in den USA präsentierte. Trotz immer höherer Dosierungen der herkömmlichen Chemotherapien sterben derzeit noch über 50 Prozent der Eierstock-Krebspatientinnen an ihrer Krankheit. Daher sei es dringend notwendig, neue Therapieformen zu entwickeln, betonte Marth im Gespräch: "Eine Kombination der konventionellen Chemotherapie mit Wirkstoffen, die die Tumorzellen mit anderen Mechanismen angreifen, scheint daher wesentlich effektiver". Interferon könnte so ein Wirkstoff sein, da es auch die Neubildung von Gefäßen im tumorösen Gewebe und damit die "Ernährung" und das "Wachstum" des Tumors verhindert. Außerdem trägt Interferon dazu bei, die körpereigene Abwehr zu stärken. Kombination von Interferon mit einer Chemotherapie getestet Wie Marth weiter ausführte, hemmt Interferon zudem die Überproduktion von "HER - 2/neu", einem Protein, das vor allem das Wachstum von Brust- und Eierstockkrebs stimuliert. Die Kombination von Interferon mit einer Chemotherapie wurde an 148 Frauen mit Eierstockkrebs im fortgeschrittenen Stadium getestet. Alle Patientinnen hatten bereits eine Eierstockkrebs-Operation hinter sich. Die Frauen erhielten während sechs Behandlungszyklen drei Mal pro Woche Interferon plus einer Chemotherapie. Eine Kontrollgruppe wurde der "Standard-Chemotherapie" unterzogen. Nach drei Jahren trat der Krebs bei 51 Prozent der Interferon-Patientinnen nicht wieder auf. Bei der Kontrollgruppe waren es nur 38 Prozent. Durchschnittlich dauerte es bei den Interferon-Patienten vier Jahre, bis die Krankheit weiter fortschritt, bei den nur mit Chemotherapie behandelten Frauen waren es 17 Monate. Zudem sei ein deutlicher Trend zu erkennen, dass auch das Überleben durch Interferon verbessert wird: 74 Prozent der Patientinnen der Interferongruppe und nur 58 Prozent bei der Kontrollgruppe überlebten drei Jahre, erklärte Marth. Weitere Studie initiiert Mögliche Nebenwirkungen des Interferon sind meistens mild ausgeprägt. "Üblicherweise waren die bisher beobachteten Nebeneffekte aber nicht schlimmer als bei der Behandlung mit Standard-Chemotherapien", betonte der Gynäkologe: "Am häufigsten hatten die Frauen mit Müdigkeit, Fieber und anderen Grippe-ähnlichen Symptomen zu kämpfen." Um die Ergebnisse der Studie zu erweitern und zu bestätigen, hat die Arbeitsgemeinschaft für Gynäkologische Onkologie kürzlich eine weitere österreichweite Studie über die Kombination von Chemotherapie mit Interferon initiiert. (APA)